PEDELECS BESTEHEN HÄRTETEST IM WESTERWALD

Start der Aktionswoche „Rheinland-Pfalz: Ein Land voller Energie“ im Westerwald. E-Bike-Tour besichtigt Vorzeigeprojekte im Landkreis.

Im Rahmen der Aktionswoche der Energieagentur Rheinland-Pfalz hatten das Regionalbüro Westerwald, die Klimaschutzinitiative des Landkreises Altenkirchen und der Westerwald Touristik-Service am Samstag, den 17. September, zu einer Pedelec-Tour der besonderen Art eingeladen. In vier Etappen steuerte die Tour vorbildliche Projekte erneuerbarer Energien in der Region an. Die interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, sich vor Ort über Windenergie, Photovoltaik, Solarthermie und Biomassenutzung zu informieren und erste Erfahrungen mit dem Pedelec zu sammeln.

Die Westerwald Energy Tour führte auch in diesem Jahr wieder zu vorbildlichen Projekten in der Region. (Foto: Energieagentur Rheinland-Pfalz/Mirjam Rein)

Trotz Tretunterstützung durch die Pedelecs kam der sportliche Aspekt bei der Tournicht zu kurz: Rund 50 km und 800 Höhenmeter hatte die über 20-köpfige Gruppe bewältigt, als sie am Nachmittag ihr letztes Etappenziel erreichte, den energieeffizienten Campingplatz „Im Eichwald“ in Mittelhof. Von dort war die Tour am Vormittag gestartet. Anlass des ersten Stopps war die Photovoltaik-Freiflächenanlage bei Kausen und eine Kleinwindkraftanlage in Elkenroth. Vor dem Hintergrund informierte Stefan Glässner, Klimaschutzmanager des Landkreises Altenkirchen, dass sich eine Photovoltaik-Dachanlage für private Haushalte trotz gesunkener Einspeisevergütung nach wie vor lohne – nämlich dann, wenn die Anlagengröße möglichst gut auf den eigenen Strombedarf abgestimmt ist. Er erwähnte in diesem Zusammenhang auch die bevorstehende Stromspeicherkampagne, die jetzt im Landkreis anläuft.

Das nächste Etappenziel und quasi Highlight der Tour war der Besuch bei der ältesten kommerziell betriebenen Windenergieanlage von Rheinland-Pfalz in Langenbach bei Kirburg. Auf dem Weg dorthin passierte der Tross zwischen Neunkhausen und Weitefeld den Standort, wo Anfang der 1980er Jahre der Bau eines Kohlekraftwerks geplant war. Die Umsetzung scheiterte damals weil die Versorgung des Kraftwerks mit Kühlwasser zu aufwändig gewesen wäre. Es sollte anders kommen auf dem Westerwälder Hochplateau: 1991 errichtete Markus Mann dort die erste Windenergieanlage in Rheinland-Pfalz – mit einer Leistung von 150 Kilowatt. Es habe viele Skeptiker gegeben, berichtete Mann, er sei damals aber mit dem Willen angetreten, das Gegenteil zu beweisen. Die Anlage läuft nun seit 25 Jahren einwandfrei. Markus Mann wird dem Oldtimer weiter eine Chance geben: „Das Windrad kann jetzt den Beweis antreten, wie lange es läuft.“ Im Gegenteil zu vier anderen Anlagen zwischen Weitefeld, Friedewald und Langenbach. Die in die Jahre gekommenen Anlagen werden bald zurückgebaut und durch eine neue Windenergieanlage der 2,4-Megawattklasse ersetzt, die den zehnfachen Stromertrag liefert. Das Projekt „Repowering Oberdreisbach“ der Bürgerenergiegenossenschaft Wäller Energie wird rund 9000 Menschen mit Strom versorgen.

Nach einem kleinen Mittagsimbiss setzten sich die Tourteilnehmerinnen und -teilnehmer wieder in Bewegung – bergab und gleichzeitig batterieschonend in Richtung Betzdorf, wo Dirk Eiteneuer vom Gebäudemanagement der Altenkirchener Kreisverwaltung ein innovatives Projekt an der berufsbildenden Schule vorstellte. An der BBS Betzdorf-Kirchen wird die Heizungsanlage derzeit auf regenerative Energien umgestellt. Ein neues Heizungssystem basierend auf Holzhackschnitzeln und Solarthermie ersetzt die alte Gasheizung. „Durch die Umstellung können jedes Jahr rund 300 Tonnen an CO2-Emissionen vermieden werden“, führte Klimaschutzmanager Stefan Glässner aus.

Danach kehrte die Tour zur Energiemesse „Westerwald-Power – Energie vor Ort“ auf den Campingplatz nach Mittelhof zurück. Bei einem kurzen Rundgang veranschaulichte Matthias Weber, der den klimafreundlichen Betrieb für die Hatzfeldt-Wildenburg‘sche Verwaltung betreut, den Gästen, was vor Ort bereits alles umgesetzt wurde. Der Campingplatz wird mit einer Heizungsanlage versorgt, die mit Holzhackschnitzeln betrieben wird; außerdem sind zwei Photovoltaikanlagen in Betrieb. Eine Anlage speist den Strom ins Netz ein, die andere ist für den Eigenverbrauch ausgelegt. „Wir würden gerne noch mehr Sonnenenergie nutzen, aber uns fehlen leider die Dächer!“, erklärte Matthias Weber. Zudem wurde die Außenbeleuchtung auf LED-Technik umgerüstet.

Thomas Pensel, Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, lobte das Engagement der Projektbeteiligten und zeigte sich begeistert: „Die Projekte zeigen, dass sich Investitionen in erneuerbare Energien lohnen und die Technik funktioniert – und das stellenweise bereits seit einem Vierteljahrhundert“.