Froh über den damaligen Rat des Chefs

Eigentlich hatte Ruben Ermert nach dem Abitur eine Ausbildung zum Industriemechaniker beginnen wollen, wie der Beruf des Schlossers heute heißt. Doch Markus Mann, Geschäftsführer von Ermerts Arbeitgeber „Westerwälder Holzpellets“ (WWP), insistierte: „Werde besser Mechatroniker – heute ist überall ein Kabel dran!“ Diese Lehre hat der 23-Jährige im gerade abgelaufenen Jahr beendet – als bester Mechatroniker (punktgleich mit einem zweiten Erstplatzierten) unter insgesamt 5.000 Azubis vom Koch bis zum Edelsteinschleifer im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Koblenz. Einen anderen Arbeitsplatz als die WWP könne er sich nicht mehr vorstellen, betont der Erfolgreiche.

Im Alltag hat der Mechatroniker mit Arbeiten zu tun, bei denen im Wortsinn die Funken fliegen…

Seinen Spitznamen trug Ruben Ermert die Begeisterung seiner Eltern für ein altes Gefährt ein. „Ich hab‘ zu viel vom Traktor geredet“, lacht er nur auf die Frage, wieso ihn alle Kollegen „Eicher“ rufen. Eicher, das war ein im Oberbayerischen vor dem Zweiten Weltkrieg gegründeter Hersteller von Traktoren. Ruben Ermerts Eltern besitzen einen solchen, gut erhaltenen aus dem Baujahr 1961. Die Technikbegeisterung des Sohns ließ ihn am Arbeitsplatz von der Landmaschine im Elternhaus schwärmen. Knackt der Funk, mit dem er während eines Bereitschaftsdienstes zu einer Störung auf dem WWP-Betriebsgelände gerufen wird, verlangt das Gegenüber darum heute zumeist nach „Eicher“.

…und ebenso mit elektrischen und elektronischen Komponenten. Fotos: Schmalenbach

„Ich habe daheim immer gewerkelt, geschraubt. Im Kinderzimmer gab es stets Technikspielzeug“, erzählt Ruben Ermert. Bereits als Schüler hat er bei den WWP gejobbt, meist rund um das Biomasse-Heizkraftwerk. So ist er nunmehr alles in allem schon seit neun Jahren dort tätig; die Lehre zum Mechatroniker dauert dreieinhalb Jahre. Seine hat Ermert allerdings um ein halbes Jahr verkürzt.

Das erste Ausbildungsjahr brachte „Eicher“ an der „GLW Westerwald“, der Gemeinschaftslehrwerkstatt für berufliche Bildung und Metalltechnologie in Altenkirchen, zu. „Da habe ich viel lernen können“, sagt der frischgebackene Mechatroniker. Ab dem zweiten Jahr hat er im Rahmen der dualen Ausbildung bei den WWP mitgearbeitet und die Berufsschule besucht. Der Unterricht an der Berufsbildenden Schule Betzdorf-Kirchen sei ihm eher leicht gefallen. Mit den Kollegen bei den WWP habe er in jener Zeit „viel gemacht und sehr viel von ihnen abgucken können.“

Und nun ist der 23-Jährige der bislang einzige Mechatroniker bei den WWP, während seine Kollegen Anlagenführer, Schlosser oder Elektriker sind. „Eigentlich alles“ gehöre zu seinen Aufgaben, das mit Strom UND Mechanik zu tun hat, erklärt der aus Oberdreisbach Stammende, der heute in Schutzbach lebt.

Selbstverständlich lerne man bei der Arbeit weiterhin jeden Tag etwas dazu, unterstreicht Ruben Ermert, „wenngleich die eigentliche Ausbildung abgeschlossen ist. Außerdem haben so viele Kollegen so viele spezielle Erfahrungen, von denen man profitieren kann.“ Nach einer kurzen Sprechpause ergänzt er: „Ich kann mir keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen – auch vom Chef her! Wenn man hier bei den WWP etwas will und etwas kann, bekommt man unheimlich viel Unterstützung – das ist Wahnsinn!“ Die vielen Neuerungen bei dem Unternehmen seien ein weiterer Anreiz. Ständig werde etwas optimiert, werde daran getüftelt, wie weniger Energie verwendet werden kann bei gleichen Ergebnissen und ganz generell am Umbau der Energieversorgung hin zu den Erneuerbaren gearbeitet.

Um sich noch stärker einbringen zu können, hat Ruben Ermert direkt an seine Lehrzeit eine weitere Fortbildung angeschlossen: Während der nächsten vier Jahre will der junge Westerwälder seinen „Techniker Maschinentechnik – Fachrichtung Mechatronik“ schaffen. Komplett berufsbegleitend absolviert er bereits seit vergangenem September zwölf Stunden je Woche in der Abendschule. Am Samstag ist ebenso Unterricht, „und man muss sich zusätzlich mal hinsetzen und lernen“, schildert Ruben Ermert.

Ruben Ermert wählt im WWP-Ersatzteillager einen Austauschmotor für den Förderweg im Pelletwerk aus.

Viel Zeit für etwas anderes als die Arbeit und die Weiterbildung bleibt daneben wohl kaum. Der Mechatroniker schmunzelt nur: Diese Phase gehe schließlich vorbei, und er wolle halt persönlich vorankommen, sich noch umfangreicher qualifizieren und diese Qualifikation bei den WWP einbringen. Zumal er dort auf diesem nächsten Lebensabschnitt abermals „super gefördert“ werde. Deswegen will Ruben Ermert auch mit der erreichten Zusatzqualifikation als Techniker, die laut „Deutschem Qualifikationsrahmen“ (DQR) dem Niveau 6 entspricht und mit einem Bachelor gleichrangig ist, unbedingt bei dem Energieversorger in Langenbach bleiben.

Über den seinerzeitigen Rat seines Chefs Markus Mann ist Ruben Ermert bei alledem bis heute sehr froh, wie er herausstellt: „Ich hätte mich geärgert, hätte ich anstelle der Mechatroniker-Ausbildung ‚nur‘ den Industriemechaniker gemacht.“

Uwe Schmalenbach