Die touristischen Hauptmärkte für Anzère sind die Westschweiz, die Deutschschweiz und Belgien, wobei der Anteil der Besucher aus der Deutschschweiz stetig zunimmt. Ebenso kommen Gäste aus den Niederlanden, Frankreich, Deutschland und Italien in das Dorf im Wallis. Zu den beliebtesten Aktivitäten dort zählen Wandern, Mountainbikefahren und Wellness im Sommer. Im Winter stehen selbstverständlich Skifahren und Schneeschuhwandern im Vordergrund, mit steigenden Zahlen jedoch auch kulturelle Veranstaltungen. Vor allem die Gebäude, in denen es Übernachtungskapazitäten für 8.500 Menschen gibt, sind dementsprechend in der kalten Jahreszeit wichtig. 80 Prozent davon werden von der „Chauffage Bois Énergie Anzère“ (CBA) versorgt.
11.500 Megawattstunden Wärmeenergie werden für den Ort im Wallis benötigt. Fotos: „MANN Naturenergie“
Damit die Einheimischen wie Touristen es bei Minusgraden draußen drinnen behaglich haben, verfeuert die CBA jährlich 3.000 Tonnen Holzpellets aus Schweizer Produktionen. Die damit erzeugte Wärmeenergie – in Summe 11.500 Megawattstunden (MWh) im Jahr – geht an über 100 Kunden im Ort.
„Auch wenn wir unsere Bemühungen auf die Verbesserung des Sommerangebots konzentrieren, bleibt die Sommerfrequenz leider noch hinter den Erwartungen zurück“, sagt Stéphanie Dijkman, die das Tourismus-Büro von Anzère leitet. Die Wintersaison ist aus touristischer Sicht also besonders wichtig im Alpendorf.
An der Heizzentrale sind im Jubiläumsjahr sechs Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge installiert worden, darunter dieser 150-KW-Schnelllader.
Bis zum Sommer 2022 versorgten die beiden zu Beginn des Projekts installierten Pelletheizkessel das Wärmenetz von Anzère alleine. Mit ihrer Leistung von je 3,15 Megawatt (MW) vermochten sie, zuvor derzentral installierte Ölkessel mit insgesamt 18 MW Leistung zu ersetzen. Eben in jenem Sommer 2022 wurde ein 880 Kilowatt leistender Spitzenlastkessel zusätzlich von „MANN Naturenergie“ in Anzère installiert (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete), der in der warmen Jahreszeit ausreicht, um alleine für angenehm temperiertes Wasser in den angeschlossenen Pensionen, Hotels und Ferienhäusern zu sorgen. Im Winter kann er die zwei Kessel aus 2011 unterstützen, falls es doch einmal richtig klirrend kalt wird.
Interessant ist, dass der durchschnittliche Preis für die mit der Anlage erzeugte Wärme, je nach Gebäudetyp und Gesamtverbrauch, zwischen 14 und 17 Rappen pro Kilowattstunde und damit vergleichsweise günstig ausfällt (Anm. der Red.: 100 Rappen sind ein Schweizer Franken, dieser entspricht einem Gegenwert von circa 1,08 Euro).
Zudem wird so vermieden, Schweizer Kapital für Energieimporte aus dem Ausland zu verwenden. Die Eidgenossen geben 4,4 Milliarden ihrer wertvollen Franken allein für Gasimporte aus, während das Geld der in Anzère an die im Mittel nur 80 Zentimeter tief verlaufende Fernwärmeleitung Angeschlossenen in der Heimat bleibt und zur dortigen Wertschöpfung beiträgt.
Geld ist in der sehr auf den Finanzsektor ausgerichteten Schweiz immer ein Thema. Und natürlich waren für den Aufbau der CBA nicht unbeträchtliche Anfangsinvestitionen nötig: Zehn Millionen Franken, die unter anderem durch Bankkredite und Aktionärsdarlehen sowie Subventionen der „Fondation du centime climatique“ (von dort kamen 130 Franken pro eingesparter Tonne CO2, in Summe 830.000 Franken) zusammengetragen wurden. Die Wärmeabnehmer der CBA erhielten ihrerseits kommunale und kantonale Subventionen.
Markus Mann, Präsident der „Chauffage Bois Energie Anzère“ (links), und Pierre Oberson, Aufsichtsrat der CBA und Generalsekretär der „Groupe E“, einem großen Energieversorger in der Westschweiz, am mit zwei Ladepunkten ausgestatten Schnelllader. Dieser bietet 150 kW Leistung.
53 Prozent der Gesellschaft „Chauffage Bois Énergie Anzère SA“, deren Präsident Markus Mann ist, befinden sich im Eigentum des MANN-Tochterunternehmens „MANN Energie Suisse Sarl“. Als lokaler Partnern hält Albert Bétrisey weitere 20 Prozent daran. Er ist ein wichtiger Wegbereiter des Projektes in den Alpen.
Für den Betrieb der Anlage ist kein eigenes Personal erforderlich. Der Brennstoff wird in zwei jeweils 200 Tonnen Pellets fassenden Silos direkt über den Brennern bevorratet und fällt einfach nach unten, wird dort durch einen Schneckenzug bis in die Brennkammern der drei Kessel gefördert.
Das warme Wasser, das in den Rohren des Wärmenetzes als Transportmittel für die mittels Holzpellets erzeugte Wärme zu den Abnehmern genutzt wird, verlässt die Zentralanlage 85 bis 90 Grad warm. Beim Zurückfließen sind es noch 45 bis 60 Grad.
An der Heizzentrale wird indessen nicht nur Wärmeenergie erzeugt, sondern seit diesem Jahr auch bis zu 90.000 kWh Ökostrom. Hierfür wurden Solarpanele mit einer Gesamtleistung von 88 kW an den Außenwänden der Pelletsilos installiert. Der so erzeugte Strom wird zu fast 90 Prozent für den Eigenbedarf der CBA genutzt werden. Denn natürlich benötigt eine Pelletheizung unter anderem für die Förder- und Pumpentechnik ebenfalls Strom. Doch zu Füßen der hoch aufragenden Heizzentrale gibt es noch andere Verbraucher des Ökostroms: Auf dem dortigen öffentlichen Parkplatz stehen insgesamt sechs Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, darunter zwei Gleichstrom-Schnelllader mit einer Gesamtleistung von 150 kW.