Engagement für eine nachhaltige Zukunft

In Anzère werden jährlich 200.000 „kommerzielle Übernachtungen“ registriert. Zu den vielen Touristen in dem Schweizer Ferienort kommen Menschen, die dort eine Zweitwohnung besitzen und ebenfalls eine Zeitlang in dem Dorf in den Walliser Alpen verbringen. „Wir verzeichnen jedes Jahr etwa 500.000 Übernachtungen durch unsere Zweitwohnungsbesitzer“, erläutert Stéphanie Dijkman. Gemein ist beiden Gruppen, dass sie in der eher kalten Jahreszeit zu Gast sind: „Der Besucherhöhepunkt liegt eindeutig im Winter“, bestätigt die Direktorin des örtlichen Tourismusbüros. Dass es in der von den Reisenden bevorzugten Jahreszeit in deren Unterkünften trotz der Minusgrade draußen angenehm warm ist, liegt auch an der CBA. Die „Chauffage Bois Énergie Anzère“ versorgt etwa 80 Prozent der Gebäude im Dorf mit umweltfreundlicher Fernwärme. Die Firma hat jetzt ihr 15. Jubiläum gefeiert.

Das „Anzère Wellness & Spa“ ist eines von 100 an die Fernwärme angeschlossenen Objekten in dem 900-Einwohner-Dorf. Fotos (3): MANN Naturenergie

Einstmals mussten große Mengen Heizöl die Walliser Alpen hinauf geschafft und ins auf 1.500 bis 2.500 Meter gelegene Anzère gebracht werden, um es in allen Ferienwohnungen, Hotels und Restaurants warm zu bekommen. Bis zu 1.500.000 Liter Heizöl würden beim heutigen Ausbaustand des Ortes dazu benötigt, deren Verbrennung einen CO2-Ausstoß von bis zu 3.600 Tonnen im Jahr verursachen würde!

Stattdessen jedoch arbeitet die Heizzentrale der CBA in ihrem 15. Betriebsjahr ausschließlich mit Holzpellets in den insgesamt drei Kesseln, die maximal zugleich betrieben werden (siehe „3.000 Tonnen für 100 Kunden“). Der Brennstoff dafür kommt von den heimischen Anbietern „Matterhorn Pellets AG“ (Zermatt) sowie der „BestPellet Wärme AG“ (Düdingen), die beide versichern, zu 100 Prozent mit lokalen Rohstoffen zu produzieren. Da die CBA im laufenden Jahr weitere Kunden hinzubekommen hat, spart sie 2025 voraussichtlich sogar über 4.000 Tonnen CO2 gegenüber der Nutzung fossiler Energieträger ein.

Stéphanie Dijkman vom Tourismusbüro Anzère findet, dass die CBA wichtig ist für die nachhaltige Zukunft des Ferienortes, in dem sie arbeitet. Foto: Genevay

Ein großer Teil der Gäste in Anzère sind laut Stephanie Dijkman Stammgäste, vor allem Familien und Paare, die Jahr für Jahr zurückkehren und oft selbst eine der Zweitwohnungen in der Schweiz besitzen. Gleichwohl zieht vor allem der „Magic Pass“ zusehends neue Besucher an. Dieses Jahresabonnement ermöglicht den kostenlosen Zugang zu den Anlagen von Anzère und vielen anderen Partnerstationen in der Schweiz und bietet freien Eintritt zu über 2.000 Kilometern Skipisten, Wanderwegen, in zwanzig Snowparks und zu anderen Attraktionen. Darunter sind ebenso Thermalbäder.

Auch in Anzère selbst gibt es ein solches Thermalbad, das „Anzère Spa & Wellness“. Auf insgesamt 1.500 Quadratmetern stehen ein Innen- und Außenbecken, diverse Saunen sowie ein 36 Grad warmer Whirlpool und ein 40 Grad warmer Hammam für die Erholungssuchenden zur Verfügung. Dass sie dort wohlige Temperaturen erleben, liegt ebenfalls an der Fernwärme, die die CBA in der Pelletheizzentrale erzeugt und über fast fünf Kilometer Rohrleitungen im Ort verteilt. Das Spa ist daran angebunden.

Ebenso finden sich die örtlichen Hotels „Eden“, „Les Masques“ und „Zodiaque“ unter den Kunden der Gesellschaft; in Summe deckt sie als Wärmeversorger rund 80 Prozent der Betten des Ortes ab, der als eines von insgesamt elf Dörfern der Gemeinde Ayent mit lediglich 900 Einwohnern (beziehungsweise 4.446 in der gesamten Gemeinde, Stand Februar 2024) eher klein ist.

Blick auf die Heizzentrale, die oberhalb des Ortes liegt.

Jedoch stehen der beschaulichen Zahl Einheimischer große Dimensionen für den boomenden Tourismusbetrieb gegenüber: 13 Skilifte befördern im Winter die Skifahrer auf die 58 Kilometer Piste des Ortes. Ausruhen können sie in 8.500 Gästebetten, acht Gruppenunterkünften und fünf Hotels. Für den Après-Ski sind 29 Restaurants und sieben Weinkeller sowie 13 Bars beziehungsweise Imbissbetriebe vorhanden.

Doch wie passen umweltfreundliche Energieversorgung einerseits und Massentourismus andererseits zusammen? „Was das Verhältnis zwischen Tourismus und Nachhaltigkeit betrifft, sind wir der Meinung, dass es sich nicht um einen Widerspruch handelt, sondern um ein Gleichgewicht, das es zu finden gilt. Die Herausforderung besteht darin, ein qualitativ hochwertiges touristisches Angebot zu schaffen und gleichzeitig die lokalen Ressourcen und die Identität des Gebiets zu respektieren“, antwortet Stéphanie Dijkman.

Die Gemeinde Ayent, zu der Anzère gehört, erstreckt sich von der Rhône-Ebene bis zum 3.248 Meter hohen Wildhorn in den Berner Alpen. Foto: adobe

Anzère setze ihr zufolge auf einen „sanften, menschlich geprägten Tourismus“, der auf kurze Wege, sanfte Mobilität und die Nutzung lokaler Energiequellen ausgerichtet sei. „Es handelt sich um einen verantwortungsvollen Ansatz, der darauf abzielt, die natürliche Umgebung zu bewahren und gleichzeitig die lokale Wirtschaft zu stärken“, fährt sie fort. „Wir wissen, dass der Schutz der Umwelt entscheidend ist, um die Attraktivität der Destination langfristig zu sichern. Die Pellets-Heizzentrale der CBA ist ein starkes Symbol dieser Philosophie“, betont die Tourismus-Direktorin, „sie ist ein konkretes Beispiel für eine erfolgreiche Energiewende im Berggebiet und verdeutlicht unser gemeinsames Engagement für eine nachhaltige Zukunft von Anzère.“

Uwe Schmalenbach

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