Kein einziges Thema war nicht spannend

Axel Weiß ist Redakteur beim Südwestrundfunk. Er arbeitet in der Fachredaktion Umwelt und Ernährung des SWR und ist als Moderator der Natur- und Umweltsendung „natürlich!“ tätig. Mit dem studierten Biologen und Medienwissenschaftler sprach Uwe Schmalenbach über die Präsenz von Klimaschutzthemen im TV.

Vor den Dreharbeiten wird Axel Weiß (links) von Tonmann Solaiman Kabir mit einem Mikrofon und Sender „verkabelt”. Fotos: Schmalenbach




Was ist der Grund, dass der SWR heute hier in den Westerwald gekommen ist, um über die Bahn-Reaktivierungspläne der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) einen Beitrag zu drehen?

Unser wöchentliches Natur- und Umweltmagazin „natürlich!“. Wir sind zwischen Eifel und Bodensee unterwegs und gucken nach Themen, die in irgend einer Form für unsere Zuschauenden interessant sind aus den Bereichen Natur, Landwirtschaft, Umwelt. Da ist die Reaktivierung von Bahnstrecken, Klimaschutz durch Verlagerung von Transporten zurück auf die Schiene ein großes Thema, finde ich!




Warum?

Es gibt nach meiner Beobachtung sehr viele Defizite, vor allem in Rheinland-Pfalz. Ich finde es ganz spannend, dass hier der Versuch unternommen wird, die Bahn wieder stärker in den Gütertransport einzubinden – das ist uns allemal einen Bericht wert.




Befasst ihr Euch im Vorfeld eines Drehs intensiv mit dem Thema oder geht ihr einfach hin nach dem Motto „Wir gucken mal, was wir da vor Ort vorfinden?“

Ich muss mich natürlich schon im Vorfeld damit beschäftigen. Denn es ist immer die Frage, mit welchem Fokus man an ein solches Thema herangeht. Was für Details gibt es? Man hat natürlich ebenso mit unterschiedlichen Interessen zu tun, und die sind nicht immer deckungsgleich. Hier ist es ganz wichtig, einigermaßen den Überblick zu haben, was der Hintergrund einer solchen Aktion ist.




Du bist ein „Gesicht der Sendung“ und präsentierst die unterschiedlichsten Inhalte. Gibt es Themen, die dich persönlich stärker interessieren und andere vielleicht weniger?

Das bleibt überhaupt nicht aus, dass man seine eigene Sichtweise einbringt; das ist auch kein Fehler. Ich finde halt Transparenz ganz wichtig, dass man deutlich macht, wo man steht und wie man solche Dinge sieht. Wobei: Ich mache das jetzt seit neuneinhalb Jahren, und es gab noch kein einziges Thema, das ich nicht spannend gefunden hätte! Manche Dinge erschließen sich ja auch erst dadurch, dass man sie aufgreift. Man arbeitet sich hinein, spricht mit den Leuten, die sich engagieren, und denkt: „Wow, das ist ein spannendes Kapitel, weil viel mehr dranhängt, als man zunächst geglaubt hatte.“




Also kann es passieren, dass du im Rahmen einer Reportage eine ganz andere Meinung zu etwas bekommst?

Ja klar! Ich bin ja schon vom Job her gehalten, offen zu sein für sämtliche Informationen egal von welcher Seite. Meine Aufgabe ist es, sie einzuordnen und daraus meine Schlüsse zu ziehen und sie entsprechend wiederzugeben. Es gab schon Fälle, da habe ich „bei A“ angefangen und bin am Ende bei K und L und M gelandet, was ich selber nicht gedacht hätte.




Und heute ist das Thema doch sicher ebenfalls sehr spannend für dich, oder?

Ich finde es ausgesprochen spannend – weil ich es ehrlich gestanden für eine Katastrophe halte, wie wir zugelassen haben, dass ein funktionierendes, klimafreundliches Verkehrsmittel wie die Bahn seit 1992 durch die absehbar gescheiterten Privatisierungsbemühungen systematisch kaputt gemacht worden ist. Die Bahn könnte heute einen ganz anderen Stellenwert haben; wir wären dankbar für die einhergehenden Klimaschutzeffekte. Nur: Es sind viele Strecken komplett verschwunden, andere sind „nur“ stillgelegt worden. Ansonsten ist die Gesamt-Bahn in einem völlig maroden Zustand; und der Bundestag hat zugesehen, die Verkehrsminister haben das mitgestaltet. Da kann ich einfach nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen als Umwelt-Journalist und sagen: „Wie konnte man das wider besseren Wissens so zulassen?“ Umso wichtiger finde ich, dass man an den Stellen, wo man noch etwas ändern kann – so wie hier –, Bahnstrecken tatsächlich wieder nutzt!


Weshalb?

Bei den Dreharbeiten lässt sich der SWR-Journalist auch das derzeitige Ende der Bahnstrecke zwischen der Rosenheimer Lay und Elkenroth zeigen.

Nur so können sie eine wichtige Rolle spielen in unserem Kampf gegen die Klimakrise. Und was ich an Plänen gesehen habe zu dem, was Markus Mann vor hat – nämlich die Nutzung und Erweiterung der Bahnstrecke in Richtung seines Sägewerkes – finde ich sehr plausibel und nachvollziehbar und im Hinblick auf mehr Klimaschutz eine gute Sache. Das ist zumindest das Bild, das ich als Umwelt-Journalist von außen betrachten kann. Ich wüsste nicht, was gegen das Vorhaben spricht. Insofern würde ich mir noch mehr solche Beispiele wünschen.

Haben wir als Medien das Thema Klimaschutz generell und gerade solche Beispiele, wie wir es hier bei der „Westerwaldbahn“ sehen, zu lange vernachlässigt? Beziehungsweise waren solche Themen in den letzten zehn Jahren ausreichend repräsentiert in den Programmen und Zeitungen?

Ich denke, wenn man sich anguckt, was in den großen Leitmedien an Themen und in welchem Umfang behandelt wird, dann ist der Klimawandel, die Klimakrise und ihre Konsequenzen etwas, das erst in jüngerer Vergangenheit – nachdem die Folgen wie zum Beispiel mit unseren sterbenden Wäldern unübersehbar geworden sind – wirklich breit in den Fokus genommen worden ist. Es gab natürlich einige Medien, die das stärker thematisiert haben. Und in unserer SWR-Umweltredaktion gab es Journalisten, die haben schon vor 30 Jahren über den nötigen Klimaschutz berichtet. Aber dass das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, ist noch nicht so ganz lange der Fall. Und an diesem dicken Brett ist noch immer viel zu bohren, da sind wir bei weitem noch nicht da, wo wir sein müssten. Denn die Folgen sind wirklich dramatisch, und das werden unsere Enkel ausbaden müssen. So wie sie jetzt schon, in anderen Teilen des Planeten, Menschen ganz konkret ausbaden. Deswegen finde ich solche Aktionen wie hier, wo konkret etwas passiert, so wichtig.

Begrüßung auf dem Bahnsteig

Die Dreharbeiten sind aufwendig, nehmen recht viel Zeit in Anspruch. Den ganzen Tag über ist das Team des Südwestrundfunks (SWR) mit Markus Mann unterwegs: Scheuerfeld, Steinebach, „Schwedengraben“, Bindweide, Rosenheimer Lay, Weitefeld und schließlich das WWP-Firmengelände in Langenbach sind die Stationen, die die Fernsehleute besuchen und an denen sie Szenen für ihren geplanten Beitrag des Magazins „natürlich!“ filmen. Der greift die Pläne der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) auf, die entwidmete Strecke der „Westerwaldbahn“ über den Bahnhof Rosenheimer Lay hinaus zu reaktivieren, um darauf im Sägewerk des Unternehmens benötigtes Rundholz per Zug zu transportieren.

Kamerafrau Tarja Kühne dreht das Eintreffen des Holzzuges am Bahnhof Bindweide.

Der Bahnhof Bindweide ist heute ein moderner Betriebshof der „Westerwaldbahn GmbH“, die dort Werkstatt und Waschstraße für Busse und Schienenfahrzeuge sowie Büros betreibt. Auf den Gleisen neben den Gebäuden kommt – beobachtet und eifrig fotografiert von einer Handvoll „Train Spottern“ – gerade eine rot-schwarze Lok der Baureihe 215 an. „Für Steilstrecken zugelassen“, steht an der Seite der gut 16 Meter langen Zugmaschine. Im Schlepptau hat sie zwei Rungenwagen, die mit Rundholz für die „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) beladen sind. Die Lok hält an, aus dem Führerstand steigt „natürlich!“-Moderator Axel Weiß aus und wird vom ihn bereits am „Bahnsteig“ erwartenden Markus Mann begrüßt…

Die (gestellte) Szene ist eine des am Ende zwischen sieben und acht Minuten langen Films der Sendung, laut ARD-Selbstdarstellung „das Umwelt- und Naturmagazin für den Südwesten – macht Lust auf Natur, bietet faszinierende Einblicke, gibt nützliche Tipps und beschäftigt sich auch mit dem, was unser Ökosystem bedroht.“

Mit Philippe Lamielle (links) sucht Redakteur Henning Winter den richtigen Blickwinkel für die kleine Kamera, die außen an der Lok befestigt werden soll.

Der Klimawandel, verursacht vom viel zu hohen Ausstoß an CO2, ist zweifelsohne eine ökologische Bedrohung. Das Vorhaben der WWP, Rundholz deswegen künftig nicht mit Lastwagen, sondern auf der Schiene zum firmeneigenen Sägewerk liefern zu lassen, gilt als Klimaschutzmaßnahme, da der Transport per Lkw siebenmal mehr CO2-Ausstoß bedeutet als der mit dem Zug (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete).

Nein, geeignete Inhalte für „natürlich!“ zu finden, sei grundsätzlich überhaupt nicht schwer, erläutert Henning Winter, Redakteur der Sendung und Teil des Teams im Westerwald. Und auch, wenn die in „natürlich!“ aufgegriffenen Themen wie der Klimawandel einen ernsten Hintergrund haben, sei es wichtig, dass die filmische Umsetzung stets attraktiv und optisch toll sei: „Was bringt es, wenn die Leute abschalten, weil ein Beitrag langweilig ist?“, gibt Winter zu bedenken. „Dann bekommen wir die Botschaft ja nicht rüber!“ Zudem sei „natürlich!“ letztlich auch ein Unterhaltungsformat.

Für dieses ist eine Kernmannschaft von etwa 30 Menschen beim SWR aktiv. Hinzu kommen Kamera- und Tonleute (die häufig als „Freie“ tageweise für die jeweiligen Beiträge gebucht werden) sowie „Cutter“, die den Schnitt des Rohmaterials erledigen.

Julian Cleff ist beim Beitrag über das Bahnprojekt der WWP als Tontechniker dabei, Philippe Lamielle als Kameramann, seine Kollegin Tarja Kühne als Kamerafrau, Tonmann und Kameraassistent Solaiman Kabir komplettiert das Team. Zusammen mit Moderator Weiß und Redakteur Winter diskutieren sie den ganzen Tag über immer wieder Details der richtigen Einstellung, die Inhalte der Gespräche, die der Moderator mit Markus Mann führen oder wo genau die Lok der 215er-Baureihe anhalten soll, wenn Axel Weiß aussteigt. Wohin kommt die anklebbare „GoPro“-Kamera? Besser oben auf einen der Holzwaggons oder lieber seitlich an die Lok, um eine spannende Perspektive zu erzielen?

Henning Winter schildert, dass die Fernsehmacher aufgrund der heute sehr umfangreichen Medienforschung recht gut wissen, was der Zuschauer mag. Gleichwohl räumt der SWR-Redakteur ein, dass es trotz aller Daten immer wieder Überraschungen gebe. Zudem stammen die „natürlich!-Beiträge aus beiden Bundesländern, in denen der SWR als öffentlich-rechtlicher Landessender zuständig ist. „Die Erfahrung ist, dass es Themen gibt, die in beiden Bundesländern gut funktionieren, der Borkenkäfer oder der Wolf zum Beispiel“, führt Winter aus. Dann wieder gebe es Inhalte, die nur in manchen Regionen Anklang finden.

Damit die fertige „natürlich!“-Folge, in der das WWP-Bahnprojekt vorgestellt wird, ebenfalls ein Thema aus Baden-Württemberg enthält, reisen die Fernsehmacher zwei Tage nach den Dreharbeiten im Westerwald nach Baden. Dort soll es um die Waldschnepfe gehen, die als einziger heimischer Watvogel nicht Gewässernähe, sondern Wälder als Lebensraum bevorzugt.

Irgendwie schließt sich da ein Kreis, denn der Wald, beziehungsweise die durch Trockenheit und Borkenkäfer verursachten Schäden dort liefern ja überhaupt erst den Anlass, dass die WWP den Rohstoff Holz inzwischen aus größerer Entfernung als früher beziehen müssen. Und das künftig eben am besten per Eisenbahn.

Uwe Schmalenbach

(Die Ausgabe der Sendung „natürlich!“, in der der Bericht über das Vorhaben zur Reaktivierung der Bahnstrecke zu sehen ist, wird am 16. Mai 2023, 18.15 Uhr, im SWR gezeigt.)

Themenschwerpunkt „Energie-Drehscheibe Dreiländereck“

Die benötigte Technik gibt es schon, sie funktioniert zuverlässig: Am Firmensitz von „MANN Naturenergie“ und den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) wurden in dem grauen Container 112 „second-life“-Batterien zu einem Großspeicher für Strom zum Beispiel aus diesen Solarzellen zusammengeschlossen. Er bietet 1,4 Megawattstunden Kapazität und arbeitet Tag für Tag perfekt. Diese guten Erfahrungen wollen Markus Mann und sein Team auf den „Siegerland Flughafen“ übertragen und dort mithelfen, eine „Energie-Drehscheibe Dreiländereck“ entstehen zu lassen.



Liebe Leserinnen und Leser,

die neue Frühjahrsausgabe der „Wäller Energiezeitung“ hat einen Themenschwerpunkt: Sie widmet sich der Idee, den „Siegerland Flughafen“ zur „Energie-Drehscheibe Dreiländereck“ umzubauen. Wir möchten gerne aufklären zu allen Hintergründen und auch die Frage beantworten, ob so ein Vorhaben sinnvoll ist und technisch wie finanziell überhaupt gelingen kann.

Aufgeladen zurück in den Westerwald

Das MANN-Heizhaus Düsseldorf wird mit umweltfreundlichen Westerwälder Holzpellets betrieben. Wenn Fahrer Maik und seine Kollegen dort für Nachschub sorgen wollen, haben sie bislang einen der noch vorhandenen Diesel-Lkw genommen. Denn die Strecke nach Düsseldorf ist vergleichsweise weit weg vom Firmensitz, die „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) versorgen sonst bewusst Kunden „rund um den eigenen Kirchturm“. Inzwischen ist es aber kein Problem mehr, einen der neuen elektrischen WWP-Laster einzusetzen – und dennoch sicher zurück in den Westerwald zu kommen.

Grund dafür ist das neue Schnellladenetz von „Aral“. Deren E-Mobilitäts-Marke „Aral pulse“ hat nämlich Anfang des Jahres einen Korridor von Ladestationen in Betrieb genommen. In diesem liegen Ladestationen mit einer Leistung von je 300 Kilowatt in Schwegenheim, Bensheim, Rüsselsheim, Rheinböllen, Düsseldorf und Dortmund. Auch Köln und Bad Honnef sollen solche Geräte bekommen.

Damit wolle man über 600 Kilometer des stark befahrenen Rhein-Alpen-Korridors elektrifizieren, der unter anderem die Großräume Rhein-Neckar und Rhein-Main mit der Metropolregion Rhein-Ruhr verbinde, erläutert „Aral“-Mitarbeiter Peter Kretzschmar im Gespräch mit der „Wäller Energiezeitung“. Zuvor sei es für Lkw-Fahrer schwierig gewesen, ihre Fahrzeuge unterwegs aufzuladen. Dies gehe zumeist nur an Ladesäulen auf dem eigenen Betriebsgelände. „Das ist genau der Paradigmenwechsel, den dieser Ladekorridor ermöglicht. Das Laden von Elektro-Lkw wird bereits durchgeführt – allerdings immer nur im Binnenverkehr: Morgens fahre ich mit meinem vollgeladenen Laster weg, mache Auslieferungen in der Stadt oder in der Region und fahre abends wieder zum Hof und lade. Der Korridor ermöglicht jetzt erstmalig auch Langstreckenverkehr mit E-Lkw.“

Bei diesen 300-KW-Ultraschnellladesäulen handele es sich um „die schnellsten, die es im Moment auf dem Markt gibt“, erklärt Kretzschmar. Die technische Entwicklung sei so rasant fortgeschritten, dass nun die Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs mit Elektromotoren möglich sei: „Man hat ja vor vielen Jahren noch gesagt, das sei eher eine Sache, die nur im Pkw-Bereich machbar wäre – Lkw seien zu schwer, um mit E-Mobilität betrieben zu werden.“ Diese Einschätzung habe sich geändert.

In Düsseldorfs Münchener Straße können E-Lkw mit bis zu 300 KW sehr schnell geladen werden.

Aber ein Mineralölunternehmen und Elektromobilität – wie passt das überhaupt zusammen? „Aral“-Mutterkonzern „BP“ beabsichtigt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Ein solches Vorhaben erfordere ebenso ein entsprechendes Energie-Angebot für Konsumenten – noch dazu, wenn diese es stark nachfragen, führt Kretzschmar aus: „Dem E-Auto gehört die Zukunft. Die gesetzlichen Regelungen, die in letzter Zeit erlassen worden sind, sprechen da eine eindeutige Sprache.“

Wenn künftig Pelletnachschub im Düsseldorfer Heizhaus gebraucht wird, können Maik und Kollegen auch diese Strecke ohne CO2-Ausstoß unterwegs überwinden und einfach einen ihrer neuen Elektro-Lkw einsetzen: Vor der Rückfahrt geht es bei Bedarf an den 300-KW-Lader. Er liegt passenderweise nur wenige Minuten von der Frankfurter Straße entfernt, in der sich das Heizhaus befindet – nach 15 bis 20 Minuten sollte Maik dort genug Strom getankt haben, um ausreichend aufgeladen zurück in den Westerwald zu kommen.

Erfolgsmodell im Süden Düsseldorfs

„Durch die Inbetriebnahme des Pelletheizhauses kamen wir über die Schwelle von 50 Prozent erneuerbare Energien bei der Wärmeversorgung im Netz“, schildert Uwe Schließer und blickt auf den 18 Meter hohen, silbrig in den Frühlingshimmel blitzenden Schornstein der Anlage. Schließer ist bei der „Netzgesellschaft Düsseldorf“, einer Tochter der örtlichen Stadtwerke, Gruppenleiter im Bereich Heizkraftwerke und Energiedienstleistung. Die Stadtwerke haben das Heizhaus von „MANN Naturenergie“ aufstellen und betreiben lassen. Zehn Jahre ist das nun her – und seither wurden darin im Schnitt 750 Tonnen Holzpellets pro Jahr eingesetzt, um heißes Wasser für das Fernwärmenetz in Düsseldorf-Garath zu erzeugen. Gegenüber der Verwendung von Braunkohle wurden (laut Emissionsbilanz des Deutschen Pelletinstituts) so rund 14.500 Tonnen CO2 vermieden.

Bewährt sich seit zehn Jahren: das MANN-Heizhaus in Düsseldorf.

Die Wohnungsnot in Düsseldorf war groß in den 1950er-Jahren. Der Wiederaufbau nach dem Krieg befand sich in einer Hochphase, doch intakte Unterkünfte gab es weiterhin zu wenig. Darum wurde im Düsseldorfer Süden der komplett neue Stadtteil Garath konzipiert, der in 8.000 Wohnungen Platz für über 30.000 Menschen schaffen sollte. Buchstäblich auf der bis dahin „grünen Wiese“, mit einem Heizkraftwerk in der Mitte, die Wohnanlagen drumherum gruppiert und allesamt über ein Fernwärmesystem damit verbunden.

Bis heute ist es so, dass letztlich in jedem Heizkörper des Stadtteils warmes Wasser die Stube wärmt, das im Garather Kraftwerk „gekocht“ wird. Ein zweiter Vorlauf in Richtung der Behausungen speist zudem Pufferspeicher in deren Kellern für die Warmwasserversorgung.

Ursprünglich verfeuerten die Stadtwerke dazu Kohle, inzwischen wurde sie durch Gas abgelöst (der Einsatz von Heizöl ist weiterhin möglich). „Vier Heißwasserkessel im Kraftwerk leisten insgesamt 100 Megawatt (MW)“, erklärt Uwe Schließer. Mit dieser „Power“ seien je Stunde 1,5 Millionen Liter Wasser für die Raumheizungen und weitere 300.000 Liter für die Trinkwassererwärmung in Garath aufheizbar.

Uwe Schließer erläutert das Fernwärmenetz.

Um die Umweltbilanz des Kraftwerkes zu verbessern, wurde 2007 ein ergänzendes Biomasse-Heizkraftwerk an jener Stelle gebaut, an der sich einst das Kohlehaus befand. Im Biomasse- Heizkraftwerk wird Altholz genutzt, es produziert Wärme, die für etwa 40 Prozent des Bedarfs in Garath ausreicht.

Übrigens: Schufteten früher um die 60 Beschäftigte in der mit Kohle betriebenen Anlage, um stets genug „Dampf auf dem Kessel“ zu haben, sind es nunmehr lediglich vier Mitarbeiter in der Kraftwerkswarte, ein Meister und drei Kraftwerker. An Wochenenden sowie nachts läuft die Anlage „mannlos“; ein Team im ebenfalls den Stadtwerken Düsseldorf gehörenden Heizkraftwerk Lausward überwacht sie dann aus der Ferne.

Aus der Ferne wurde auch in den gesamten zehn Jahren das Pelletheizhaus kontrolliert – aus Langenbach bei Kirburg, wo „MANN Naturenergie“ sitzt. Denn das Unternehmen hat die Anlage betrieben und seine jährlich bis zu 5.000 Megawattstunden Wärmeleistung im Rahmen eines „Contractings“ an die Stadtwerke Düsseldorf geliefert: MANN erhitzt im Düsseldorfer Pelletheizhaus Wasser auf 80 bis 100 Grad und übergibt es an das Fernwärmenetz in Garath. Abgerechnet wird bei diesem Modell die Menge des „verkauften heißen Wassers“, das dann zusammen mit den mittels Gas und Altholz erwärmten Mengen in die Garather Wohnungen strömt.

Fernwärme erfreue sich in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt einer enormen Nachfrage, berichtet Uwe Schließer: „Die Netze sind derzeit ausgereizt! Fernwärme verkauft sich wie ‚geschnittenes Brot‘, die Kunden haben starkes Interesse an dieser Wärmeart.“ Grund dafür sei, dass es etwa Vermietern und Hauseigentümern, die Heizungen in ihren Gebäuden betreiben, damit sehr bequem gemacht werde: Ganz gleich, welche gesetzlichen Vorschriften schon herrschen im Heizungskeller oder noch kommen werden (wie das Verbot, neue Ölheizungen einzubauen) – für deren Einhaltung ist bei dem Fernwärmemodell stets derjenige zuständig, der das warme Wasser erzeugt. Also die Stadtwerke. Für den Vermieter ändert sich nichts – ganz gleich, ob die Stadtwerke in ihren Kraftwerken Gas, Altholz oder Pellets nutzen oder künftig noch ganz andere Erzeugungsarten einsetzen könnten wie zum Beispiel Tiefengeothermie.

Hier wurde Platz für 30.000 Menschen geschaffen.

Das Fernwärmenetz in der Großstadt am Rhein ist etwa 280 Kilometer lang. Nun soll es verdoppelt werden, da die Nachfrage so groß ist. Als einen nächsten Schritt will die „Netzgesellschaft Düsseldorf“ es von Garath aus über den Stadtteil Benrath bis zum Chemie-Konzern Henkel verlängern. Dort soll Abwärme bezogen werden und im Fernwärmenetz Wärme aus den Gas-Öl-Kesseln in Garath weiter verdrängen helfen (um so perspektivisch die Gas-Wärme auf 20 Prozent Anteil zu drücken). Hierfür gibt es in der Garather Anlage schon entsprechende Systeme, die heißes Wasser nicht nur in Richtung der Wohnungen abgeben, sondern über einen Bypass eben auch zusätzliche Wärmeenergie, die von einer sechs Kilometer entfernten Wärmeübergabestation bei Henkel kommt, importieren können.

Die „Wohnstadt Garath“ wurden nach dem nahen Schloss Garath benannt und ab 1961 gebaut.

Über diese Wärmeleitung kommt künftig die Henkel-Abwärme ins Kraftwerk.

54,7 Prozent der Wärmeenergie in Garath ist aber heute schon „grün“. Durch den Einsatz von regenerativen Brennstoffen wie dem Altholz und den Holzpellets wird dort aktuell ein Primärenergiefaktor von 0,44 erreicht. Dieser soll noch auf 0,22 sinken, stellt Schließer in Aussicht. Der Wert gibt Orientierung darüber, wie viel „Ausgangs-Energie“ benötigt wird und berücksichtigt dabei den Energieverlust, der bei der Gewinnung, Umwandlung und Verteilung eines Energieträgers jeweils entsteht. Je umweltschonender die Energieform und ihre Umwandlung, desto niedriger ist der Primärenergiefaktor. Zum Vergleich: Beim ausschließlichen Einsatz von Kohle beträgt er, je nach Berechnung, eins bis 1,2, während Solar- und Windenergie einen Primärenergiefaktor von null haben – mit 0,44 beziehungsweise perspektivisch nur 0,22 liegen die Stadtwerke Düsseldorf in Garath also schon recht gut.

Uwe Schließer erzählt, dass es mit dem Pelletheizhaus in den zehn Jahren, in denen es in Garath arbeitet, keinerlei Probleme gegeben habe, technisch immer alles glatt gelaufen, die Anlage nie ungeplant ausgefallen sei: „Es ist ein Erfolgsmodell.“ Schließer lässt den Blick abermals über das Heizhaus und den blanken Edelstahlkamin vor dem frühlingsblauen Himmel wandern. Den Vertrag mit MANN, dem Energielieferanten aus dem Westerwald, haben die Stadtwerke der Landeshauptstadt gerade um drei Jahre verlängert.

Uwe Schmalenbach

Vielleicht die bedeutsamste Neuerung im Ort

„Das da ist ein Kabel für 20.000 Volt“, sagt Stefan Hansen und steigt über einen armdicken, schwarzen Strang. Zu Dutzenden, womöglich Hunderten liegen noch anzuschließende Verbindungen wie diese auf einer Baustelle in Stockum-Püschen in Schächten, Kanälen und bisweilen auch im Matsch. Hier errichtet die „Holzindustrie Hassel“ neben dem seit 1989 dort angesiedelten Sägewerk gerade ein Pelletwerk. Das dort in Kürze produzierte, umweltfreundliche Brennmaterial soll von den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) vertrieben werden.

Hinter den Holzvorräten des Sägewerks von Stefan Hansen ragt schon das neue Pelletwerk empor. Fotos: Schmalenbach

Wer die „Holzindustrie Hassel“ zuletzt vor vier oder fünf Jahren besucht hat, wird feststellen: Es hat sich eine Menge verändert, seit sie von Stefan Hansen und seinem Geschäftspartner Christian Zeinler gekauft worden ist: einige Erweiterungen im Sägewerk, deutlich mehr Trockenkammern für das Schnittholz. Wo noch vor einem Jahr Pferde auf der benachbarten Weide standen, wurde zwischenzeitlich ein zweieinhalb Hektar großes Areal für das neue Pelletwerk erschlossen, das in bemerkenswert kurzen 13 Monaten Bauzeit hochgezogen wird. In einer „ersten Stufe“ sollen dort 40.000 Tonnen im Jahr produziert werden.

Fünf bis sechs Tonnen in der Stunde wird die „Holzindustrie Hassel“ mit dieser Presse produzieren können, aus welcher derzeit noch zig Kabel ragen, die dereinst dem Brandschutz dienen und zum Beispiel etwaigen Funkenflug überwachen.

An vielen Stellen entdeckt man beispielsweise Fundamente, die eigentlich „zu lang“ aussehen – es ist bereits ein Zubau unter anderem einer zweiten Pelletpresse und ergänzender Silokapazitäten eingeplant (und derzeit in Genehmigung), so dass auf Dauer die doppelte Pelletmenge in Stockum- Püschen entstehen kann. Zehn Prozent der Jahresproduktion können vor Ort eingelagert werden, die Siloanlage ragt weithin sichtbar aus dem Gelände empor.

„Das hier ist die Wärmequelle, die den Bandtrockner versorgt, auf dem der nasse Holzspan vor dem Pressen getrocknet wird“, führt Stefan Hansen über die Baustelle. Die Wärme werde vollständig in einem Biomasseheizkraftwerk erzeugt, das allein mit eigener Biomasse befeuert werden wird.

All die Kabel müssen noch korrekt angeschlossen werden, soll die Produktion im April starten können, auch das dicke 20.000-Volt-Kabel rechts.

„Das ist schon schön“, nickt der neue Inhaber der „Sägeindustrie Hassel“, darauf angesprochen, dass dieses Pelletwerk komplett neu konzipiert und „am Reißbrett“ entstanden ist. „Das bedeutet auch, dass unsere Technik komplett neu und eine Technik der jüngsten Generation ist. Auch das ist ein Luxus – den sich allerdings jeder Maschinenhersteller sehr gut bezahlen lässt, das gehört ebenso zur Wahrheit“, erläutert Hansen. „Wir haben alles bei den jeweiligen Marktführern gekauft. Drücken wir mal die Daumen, dass alles klappt, wenn wir einschalten, aber an den Komponenten sollte es eigentlich nicht liegen.“

Der heutige Bahnhof Rotenhain hat seine zeitlichen Wurzeln im Jahr 1901, als im Oktober des Jahres die Reichsbahn ihre Haltestelle Rotenhain einrichtete. Die gleichnamige 480-Einwohner-Gemeinde trifft hier in der Gegenwart unmittelbar auf das von 630 Westerwäldern bewohnte Gebiet Stockum-Püschens. Dass genau an dieser Grenze die „Sägeindustrie Hassel“ zu finden ist, geht auf Fritz Hassel zurück. Der Landwirt erwarb Ende des 19. Jahrhunderts zunächst die „Michelbacher Mühle“, die bei Altenkirchen lag. Vier Jahre danach gründete er ein Sägewerk, das später an Gustav Hassel ging. Er expandierte nach dem Zweiten Weltkrieg erheblich, für das zerbombte Ruhrgebiet wurden schließlich enorme Mengen Holz benötigt. 1989 dann wurde der Betrieb neben den besagten Bahn-Haltepunkt in Rotenhain verlegt.

Im August 2021 unterzeichneten die jetzigen Eigentümer ihren Kaufvertrag. Dem Schritt seien zehn Jahre vorangegangen, in denen er die Idee gehabt habe: „Raus aus der wirklich erfolgreichen Beschäftigung im Finanzsektor, selbst etwas entwickeln. Man muss als Unternehmer niemanden fragen, keine Gremien einberufen, kann selbst entscheiden – großartig!“, schwärmt Stefan Hansen, wobei sein Schwärmen unwillkürlich und zweifelsohne unbeabsichtigt etwas hanseatisch „unterkühlt“ rüberkommt.

Denn Hansen stammt aus Hamburg, lebt dort im so schmucken wie teuren Stadtteil Eppendorf und ist die Woche über im Westerwald, um sich um das Sägewerk und die wahrhaft beeindruckende Baustelle zu kümmern. „Ich habe eigentlich schon überall auf der Welt gearbeitet“, erzählt er. Dass es nun der Westerwald geworden ist, sei eher Zufall, weil es mit dem Sägewerk dort ein passendes Unternehmen für sein Vorhaben als eigener Chef gegeben habe.

Von Haus aus ist Stefan Hansen Architekt, mit einem „MBA“, einem „Master of Business Administration“, hat er sich zusätzliches ökonomisches Wissen sowie Managementfähigkeiten draufgeschafft. Lange war der Hamburger anschließend in der Unternehmensberatung tätig, bei „McKinsey“ beschäftigt, hatte zuletzt einen Arbeitsplatz in der Finanzbranche in Zürich und Verantwortung für um die 1.000 Leute auf der ganzen Welt.

In Stockum-Püschen sind es momentan 90; als Stefan Hansen einstieg, hatte die „Holzindustrie Hassel“ etwa 30. „Am ersten Tag, als ich hier war, bin ich an die Planung des Pelletwerkes gegangen“, führt er aus.

Während der vorausgegangenen Monate hatten der neue Sägewerkchef und sein Freund und Kollege Christian Zeinler sich Woche für Woche gegenseitig je eine Firma vorgestellt, die für ihre Unternehmerpläne infrage kommen könnte. Dabei haben die beiden jetzigen geschäftsführenden Inhaber der „Holzindustrie Hassel“ durchaus genauso ganz andere Branchen in den Blick genommen, Tiernahrung etwa. Doch Holz, rühmt Stefan Hansen – und die hanseatische Kühle weicht nun einem freudigen Lächeln –, sei „ein faszinierendes Material!“ Als Architekt habe er sich bereits vor 20 Jahren mit Holzbau befasst. „Holz ist toll, der einzige nachwachsende Roh- und Baustoff!“

22 bis 24 LKW voll davon kommen täglich bei der „Holzindustrie Hassel“ an. Diese sägt daraus beispielsweise Latten oder Kanthölzer, trocknet oder hobelt das Holz. Gearbeitet wird nur auftragsbezogen, am Ende bleiben große Berge Späne zurück, die acht LKW am Tag füllen. Diese Nebenprodukte zweier Sägelinien in Stockum-Püschen für dickes wie dünnes Holz seien doch „viel zu schade, um daraus nichts zu machen“, betont Stefan Hansen. Darum habe von Anfang an festgestanden: „Damit produzieren wir umweltfreundliche Holzpellets.“

Es wurde bereits damit begonnen, auf dem Gelände einen Spänevorrat anzulegen, damit Rohstoff vorhanden ist, wenn die Presse eingeschaltet werden kann.

Zwischen der „Sägeindustrie Hassel“ sowie den WWP und ihrem Gründer Markus Mann gab es stets ein enges Verhältnis. Eine Zeitlang waren Ulf und sein Sohn Oliver Hassel wichtige Spänelieferanten für die WWP. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir mit Partnern, mit denen Familie Hassel gut kooperiert hat, ebenfalls wunderbar klarkommen“, zwinkert Stefan Hansen. So habe er auch Markus Mann kennengelernt, der mit seinem Wissen rund um die Pelletherstellung – schließlich errichtete der Energiepionier 2001 die erste großtechnische Pelletproduktion der Nation – beim Aufbau und Start in Stockum-Püschen hilft. Außerdem werden die WWP die Holzpellets, die Hansen und Zeinler in selber Güte herstellen wollen, vermarkten und mit der immer mehr auf Elektroantrieb umgestellten WWP-LKW-Flotte ausliefern.

Es gibt wirklich noch etliche Kabel – neben dem 20.000-Volt-„Draht“ –, die verlegt werden müssen, ehe in Rotenhain auch nur ein einziges Kilogramm Holzpellets gepresst werden kann. Doch Stefan Hansen strahlt überzeugende Zuversicht aus, dass alles bis dahin rechtzeitig fertig werden und der geplante Start des Pelletwerks im April klappen wird.

Der Steinbruch im örtlichen Basaltberg „Stöffel“ wurde 1890 eröffnet. Elektrisches Licht gibt es in Stockum-Püschen erst seit einem Jahrhundert. Die aktuelle Baustelle im zur Verbandsgemeinde Westerburg gehörenden Ort schafft die seither wohl bedeutsamste Neuerung dort.

Uwe Schmalenbach

Enorme Wirkung: Wie eine Sparkasse CO2 spart

Die Umrüstung begann im Juli 2022, inzwischen ist der gelbe Gashahn für alle Zeiten zu: Die Sparkasse Westerwald-Sieg hat die frühere Erdgas-Heizung in ihrer Geschäftsstelle in Kirchen (Sieg) durch eine moderne Pelletfeuerung ersetzen lassen. Damit spart das Geldinstitut nicht nur eine Menge Energie und vor allem CO2 ein. Zugleich kommt der Brennstoff jetzt nicht mehr aus Ländern wie Russland, sondern aus der heimischen Region: Anstelle von importiertem Erdgas, heizt die Sparkasse nunmehr mit Westerwälder Holzpellets aus Langenbach bei Kirburg.

Ein Bild großer Symbolkraft: das Absperrventil ist zu, das Gas wurde im wahrsten Sinne des Wortes abgedreht.

Die Bank hat in ihrem „Beratungs-Center“ in der Achteinhalbtausend-Einwohner-Stadt im Siegtal seit dem Sommer 2019 eine Reihe Umbauten durchgeführt.

Zusätzliche Beratungsräume entstanden, der SB-Bereich wurde verändert oder die Beleuchtung in den von der Neugestaltung betroffenen Bereichen des Gebäudes im Rahmen des Modernisierungskonzepts auf LED umgerüstet.

Vor eineinhalb Jahren machte man sich außerdem daran, die Heizung zu erneuern: Förderanträge wurden gestellt, Angebote eingeholt. Die daraufhin vom Heizungsbauer Schacht und Brederlow aus Daaden installierte Pelletfeuerung leistet heute 49 Kilowatt und wird von einem Mikroprozessor gesteuert. „Durch diese moderne Anlage spart die Sparkasse Westerwald-Sieg fünf Prozent ihres Gesamtverbrauchs über alle Geschäftsstellen ein“, hebt Peter Mohr von der Sparkassen-Kommunikation hervor.

Die neue Heizung der Sparkasse wird mit Westerwälder Holzpellets praktisch klimaneutral betrieben. Foto: Schmalenbach

Christian Hebgen ist Bauingenieur sowie ausgebildeter Energieberater und bei dem Geldinstitut im Gebäudemanagement aktiv. Er schildert, dass ein Aspekt der Entscheidung für die Holzpellet-Heizung der Kostenfaktor gewesen sei. So konnte eine bestehende Fußbodenheizung weiter genutzt werden, die nun mit von Westerwälder Holzpellets erwärmtem Wasser arbeitet. Derzeit gibt es laut Hebgen weitere Planungen für die Kirchener Sparkasse, etwa den Umbau der Lüftungsanlage, die dabei eine Wärmerückgewinnung erhalten soll, was ergänzend Energie einsparen wird.

Welche enormen Auswirkungen solcherlei energetische Sanierungen – über rein finanzielle Faktoren hinaus – haben, zeigt ein Blick auf die CO2-Bilanz der Sparkassen-Filiale: Die alte Gasheizung benötigte jährlich stolze 150.000 Kilowattstunden des fossilen Brennstoffs! Dass anstelle des Erdgases nun Westerwälder Holzpellets eingesetzt werden, spart im Jahr über 37 Tonnen klimaschädliches CO2 ein!

„Vorteile wie wir haben nur wenige Azubis“

Deutsch konnten die beiden schon bemerkenswert gut, ehe sie sich aufmachten – in ein weit entferntes und für sie völlig fremdes Land. Vor dem Abflug aus Ecuador, bevor sie den zwölfstündigen Flug von Guayaquil nach Amsterdam und die Weiterreise nach Langenbach bei Kirburg antraten, hatten sie „ein Interview mit Markus“, berichtet Luis Alfredo Mata Torres, „quasi ein Vorstellungsgespräch per Video.“ Danach fiel die Entscheidung: Er und Pedro Ricardo Martínez Escobedo wollten gerne in den Westerwald kommen, um hier, bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) und bei „MANN Naturenergie“, eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik zu absolvieren.

Luis‘ Eltern waren mit dem Gedanken, dass der Sohn für immer nach Deutschland gehen könnte, vertraut: Seine Schwester ist schon vor Jahren in die USA übergesiedelt, „so dass meine Eltern an eine solche Situation gewöhnt sind.“ Fotos: Schmalenbach

Die beiden jungen Männer sind überaus fröhliche, höfliche Zeitgenossen und sehr glücklich, wie sie hervorheben, dass sie die Chance zu einem solchen Start in eine solide Berufslaufbahn im Norden von Rheinland-Pfalz erhalten. Vermutlich auch deswegen hört man von ihnen keine einzige kritische Silbe über ihre neue Heimat.

Gleichwohl kann man sich unschwer ausmalen, wie groß der Kulturschock beim Eintreffen in unserem Land zunächst gewesen sein könnte: eine fremde Landschaft, ein völlig anderes, erheblich kälteres Wetter, Dialekte in einer ohnehin ungewohnten Sprache, deren plattdeutsche Begriffe sich manches Mal schon von Weitefeld bis Daaden unterscheiden. In Ecuador gibt es den Amazonas-Dschungel, den Regenwald, den Pazifischen Ozean – hier vom Borkenkäfer zerlegte Fichtenbestände, die Arnika auf der Fuchskaute, den Wiesensee. Während der Westerwald ein sanft gewelltes Mittelgebirge ist, ragt der höchste Berg in Ecuadors Anden fast zehnmal so hoch in den Himmel wie der Stegskopf!

Luis‘ Heimat Guayaquil ist eine pulsierende Hafenstadt. Die Metropole ist die größte Ecuadors und hat inzwischen schätzungsweise über drei Millionen Einwohner – verglichen mit insgesamt 514.000, die in den drei Westerwälder Landkreisen zusammenkommen!

In der WWP-Elektrowerkstatt hat Luis einen Platz, an dem er nach Belieben Schaltungsvarianten zum Üben aufbauen kann.

Pedro sieht in seiner Ausbildung – hier im Pelletwerk der WWP – eine gute Basis für seinen beruflichen Lebensweg. Foto: WWP

Anders als Guayaquil, ist Pedros Heimatstadt zwar vergleichsweise klein. In Esmeraldas, im Norden des Andenstaates direkt an der Küste des Pazifiks gelegen, leben gut 150.000 Menschen – mithin jedoch deutlich mehr als im gesamten Kreis Altenkirchen. Die Entfernung zwischen Guayaquil und Esmeraldas beträgt etwa 360 Kilometer (Luftlinie).

Seit September sind die beiden Ecuadorianer im Westerwald – und fühlen sich überaus wohl. „Es war immer mein Traum, im Ausland etwas zu lernen. Ich finde, diese Gelegenheit ist ein guter Anfang für meinen beruflichen Lebensweg!“, freut sich Luis. „Viele Sachen, die ich hier sehe, sind neu für mich. Hier gibt es Windkraftanlagen, Photovoltaik, alles mit Erneuerbaren: das ist besonders toll! Es ist gut für die Umwelt. Ich bin sehr stolz, hier zu arbeiten! Es ist absolut toll hier“, fügt Pedro an.

Zustande gekommen sind die Ausbildungsverhältnisse über „PAM“, das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung aufgelegte Programm mit dem ungelenken Namen „Partnerschaftliche Ansätze für entwicklungsorientierte Ausbildungs- und Arbeitsmigration“. Es soll helfen, den inzwischen erheblichen Fachkräftemangel in Deutschland zu bekämpfen.

Ursprünglich habe er viel darüber gegrübelt, ob er den Schritt wirklich wagen, die Heimat verlassen und ins Ausland auf einem anderen Kontinent gehen wolle, räumt Luis ein, der in Ecuador bereits eine Ausbildung und Prüfung zum Elektriker absolviert hatte. „Aber im letzten Jahr vor dem Flug hierher in den Westerwald nicht mehr: da stand mein Entschluss fest.“ Die Erfahrung eines mehrmonatigen USA-Aufenthaltes bestärkte ihn. „Da bin ich gut klargekommen – und habe lange abgewogen, ob ich auf dieser Erfahrung den nächsten Schritt gehen möchte.“

Neun Monate hat der 21-Jährige in seinem Heimatland Deutsch gelernt, zwei Stunden täglich an einer Sprachschule. „Aber es liegt natürlich an jedem selbst“, stellt Luis heraus, „jetzt hier im Westerwald nach der Berufsschule oder Arbeit noch mehr Zeit in das Lernen der Sprache zu investieren.“ Die schon weit fortgeschrittene Integration helfe dabei: Die Azubis treiben mit Kollegen und Nachbarn Sport und sind gerne dabei, wenn es mal eine gemütliche Runde mit einem „Hachenburger“ gibt oder es zum Weihnachtsmarkt geht.

Pedro hat bei einem Halbmarathon mit Westerwälder Sportkameraden im selben Bein schon einen Muskelfaserriss erlitten.

„Es ist ganz anders hier als in Ecuador“, lächelt Luis, „das kann ich sicher sagen. Doch was ich hier sehr schön finde: dass die Leute sehr nett sind!“ Fremdenfeindlichkeit habe er niemals bemerkt. „Bislang hat alles sehr gut geklappt, ich fühle mich wohl hier.“ Das Wetter sage ihm ebenfalls zu, wenngleich er aus Ecuador selbst im Winter Temperaturen um die 17 bis 20 Grad Celsius gewöhnt gewesen sei: „Mir gefällt die Hitze eigentlich gar nicht. Deswegen finde ich es hier im Westerwald ganz angenehm.“ „Bei uns in Ecuador sind es immer über 20 Grad warm gewesen. Als wir hierher kamen, hatten wir dicke Winterjacken an – es waren acht Grad und wir haben schon gefroren“, erzählt Pedro lachend, „aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt.“

Apropos Winter: Pedro hatte beim ersten Kälteeinbruch direkt Pech. Als vor einer Weile ein „Glatteis-Montag“ den Norden von Rheinland-Pfalz lahmlegte und selbst gestandene Wäller, wie die Westerwälder sich selbst nennen, lieber daheim blieben, als zur Arbeit zu gehen, trat der pflichtbewusste Auszubildende dennoch aus dem Haus – und hatte bedauerlicherweise noch kein Gefühl dafür, dass es bereits auf dem ersten Meter vor der eigenen Haustür gefährlich glatt sein könnte… Bei einem Sturz zog er sich einen Bruch des Oberschenkels zu, musste umgehend in Koblenz operiert werden und läuft derzeit weiter an Krücken. „Das Krankenhaus war komplett voll mit Menschen, die bei den Witterungsbedingungen ausgerutscht sind“, blickt er zurück.

Insgeheim ärgert sich Pedro sehr, so ist ihm anzumerken, dass er seinem Ausbildungsbetrieb wegen des Unfalls vorübergehend nicht zur Verfügung stehen kann und im März erst noch eine Reha antreten muss – ein bemerkenswertes Pflichtgefühl, das ihn an jenem Morgen ja auch aus dem Haus getrieben hatte.

In diesem Haus leben Luis und Pedro in einer Werkswohnung auf dem Gelände der WWP. Die sei „sehr schön und super praktisch“, strahlt Luis. „Und sehr großzügig: Markus Mann lässt uns hier kostenlos wohnen!“, ergänzt Pedro. Er findet es außerdem wunderbar, dass er mit Luis gemeinsam in der Werkswohnung lebt: „Wir verstehen uns gut. Und wenn ich etwas nicht begreife, dann hilft er mir und umgekehrt. Manches Mal lernen wir nach Feierabend gemeinsam Theorie für die Berufsschule.“

Luis wie Pedro finden es eher praktisch, dass sie auf dem Gelände wohnen, auf dem sie ebenso arbeiten: „Nur eine Minute Arbeitsweg! Das ist cool!“ Pedro unterstreicht: „Herr Mann war sehr nett zu uns, dass er uns diese Wohnung angeboten hat. Das hilft uns viel, denn wir müssen so fürs Wohnen nichts bezahlen und auch keine eigene Wohnung suchen. Ebenso das elektrische Firmenfahrzeug, das wir gratis nutzen dürfen: solche Vorteile wie wir haben nur wenige Azubis!“

Oft essen Pedro und Luis gemeinsam, letzterer kocht in Langenbach. „Ich bin inzwischen ganz gut darin“, sagt Luis. Natürlich vermisse er einige Zutaten, die in Ecuador zu bekommen sind. „Aber es geht: Wenn du Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch hast, kannst du schon viele Sachen machen – für mich am liebsten mit Nudeln.“

Luis ist 21 Jahre alt und hat eine ältere Schwester (30) sowie einen älteren Bruder (32). Die Familie habe ihn in seinen Plänen unterstützt, ins Ausland zu gehen, nickt er. Seine Freundin studiert derweil Psychologie in Ecuador, will perspektivisch jedoch ebenso wie ihr Freund in Deutschland arbeiten. Sie lernt bereits Deutsch. Das junge Paar möchte nach dem Studium von Luis‘ Freundin gemeinsam in Deutschland leben.

Luis plant, nach der Ausbildung ein Elektrotechnik-Studium anzuhängen. „Physik gefällt mir“, beschreibt er. Er denke darüber nach, erneuerbare Energien als Wahlschwerpunkt zu setzen. Zwar hat er in seinem Heimatland bereits vier Semester eines Studiums zum Elektroingenieur hinter sich. „Aber das Ding ist, dass es in Ecuador nicht dieselben guten Arbeitsbedingungen gibt wie in Deutschland.“ Er wolle eine Familie gründen, und für sie verspricht er sich genauso in Deutschland eine bessere Zukunft, als in dem Land im Westen von Südamerika. Mit den Kenntnissen, die er hier in Europa erwerbe, könne er Markus Manns weiteren Weg unterstützen, „einen kleinen Beitrag zur Unternehmensentwicklung leisten“.

„Es ist schon cool, was die hier machen“, freut sich der 21-Jährige über seine Ausbildungsstätte, „vollelektrische Lkw in drei oder vier Stunden mit Strom vollzuladen, der mit Photovoltaik und Windenergie selbst produziert worden ist, nur regenerative Energie! Es ist schon cool hier“, bekräftigt er abermals. „Und es funktioniert mit den Erneuerbaren. Sieh dir die vielen Elektro-Autos an, die mit dem Logo der WWP hier überall im Westerwald herumfahren: Jeden Tag siehst du, wie sie hier unterwegs sind!“

Auch „das ganz kleine“ sei zu sehen, schmunzelt Luis und denkt an den elektrischen „smart fortwo passion ed“, der ihm und Pedro von ihrem Ausbildungsbetrieb zur Verfügung gestellt wird, damit sie sich – kostenlos – in der Region bewegen und in der Freizeit etwas unternehmen können.

Luis grinst, als er auf den Freizeitbereich angesprochen wird: „Ich habe zu Anfang meine Kollegen gefragt: ‚Was kann ich hier für Spaß machen?‘ ‚Ja, du kannst laufen, Rad fahren, das Kino in Hachenburg besuchen, zum Bowling in Bad Marienberg gehen – mehr nicht.‘“ Das sei schon ein Unterschied zum überbordenden Freizeitangebot in der Metropole Guayaquil mit ihren zahlreichen Clubs und Bars. „Aber das war in Ecuador ohnehin nicht mein Livestyle. Ich bin der, der am liebsten zu Hause bleibt und vielleicht mal ein Videospiel zockt.“

Luis‘ Vater war einst Soldat, wurde dann Anwalt. Die Mutter hat ein Studium als Pflegerin in der Lungenheilkunde absolviert, ist inzwischen Hausfrau „und hat uns sehr gut erzogen“, blickt Luis zurück. Seine Mutter freue sich nun selbstverständlich schon sehnsüchtig auf den ersten Heimatbesuch des nach Deutschland verzogenen Sohnes. „Dann muss ich mit den Dingen, die ich hier bei der MANN-Gruppe schon gelernt habe, sicher alles Mögliche in ihrem Haus reparieren“, lacht der 21-Jährige. Die beiden telefonieren häufig, fast jeden Tag. „Meine Mutter hat sehr, sehr gut auf uns Kinder aufgepasst. Daher finde ich es nötig, dass ich sie heute mindestens drei-, viermal die Woche anrufe, um ihr zu sagen, dass es mir gut geht.“

„Ich habe mein ganzes Leben am Strand verbracht und sage immer, dass ich mein ganzes Leben im Urlaub war“, erzählt Pedro augenzwinkernd über seine Herkunft aus der Küstenstadt Esmeraldas. Es war einer seiner Brüder, der ihn auf die Möglichkeit der Ausbildung in Deutschland aufmerksam machte. Viele Bilder hat er sich zu Hause angesehen, eine Menge über die Geschichte Deutschlands gelesen. „Das alles hat mich neugierig gemacht, und daraufhin habe ich mich entschieden: Ich will nach Deutschland fliegen! Es interessiert mich, wie Dinge hier angegangen werden.“ Versuche es mal, wir werden sehen, was passiert – das sei dabei sein Motto gewesen, als er beschloss, zu den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) zu gehen. „Also habe ich meinen Lebenslauf hergeschickt – und jetzt bin ich schon hier“, strahlt Pedro.

Familie und Freunde unterstützten den 22-Jährigen bei seinem Vorhaben, in den Westerwald zu gehen. „Wenn du das machen möchtest, dann mache es“, habe er meist gehört, als er seine Idee verriet. „Doch als dann der Moment der Abreise kam, waren alle trotzdem traurig, weil ich ja sehr, sehr weit weg bin.“

Er habe daheim in Südamerika eine Vorstellung gehabt, wie er sprachlich in Deutschland zurechtkommen würde, nachdem er ebenso wie Luis bereits neun Monate lang Deutsch gelernt hatte. „Doch als ich hier angekommen bin, da ist alles ganz anders gewesen“, erläutert Pedro. „Ich habe die Menschen hier sprechen gehört – und mich gefragt: ‚Was habe ich bloß gelernt? Welche Sprache?‘ Denn ich konnte leider gar nicht verstehen, was die Leute hier sagten.“ Ja, der Dialekt sei schwierig, „doch inzwischen verstehe ich meine Kollegen, was sie sagen. Das ist gut! Wir haben sogar schon ein paar Freunde hier in Langenbach gefunden. Die Leute hier sind sehr nett, geradezu liebevoll.“

Pedro führt aus, dass sich „viele Leute hier erschrecken, wenn ich die Anzahl meiner Geschwister nenne, sie ist für hiesige Verhältnisse ungewöhnlich: Wir sind neun Geschwister.“ Von ihnen seien welche in Kanada, den USA oder auch Honduras – und nun kommt der Westerwald hinzu.

Hohe Arbeitslosigkeit in Ecuador, die wirtschaftliche Perspektive ist eher schlecht, die Kriminalität ein enormes Problem (siehe unten). „Ich bin nicht stolz, das zu schildern“, legt Pedro die Stirn in Falten, „denn ich bin Ecuadorianer. Ecuador ist ein sehr schönes Land, bietet viele verschiedene Landschaften, etliche besondere Tiere leben dort. Aber die Politik ist korrupt, es gibt jetzt geradezu Chaos im Land. Selbst wenn man ein Studium, eine Ausbildung abgeschlossen hat, findet man kaum einen Job. Nur, wenn du aus einer reichen, privilegierten Familie kommst, kannst du etwas kriegen – aber sonst nicht! Das ist schlecht. Für viele Menschen in unserem Land ist Bildung schwer zu erreichen: Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten ihrer Familien müssen sie die Schule abbrechen und Gelegenheitsjobs annehmen – häufig in Verhältnissen, die in Deutschland unter Schwarzarbeit fallen würden.“ Er hingegen habe das Glück, in Deutschland eine Ausbildung bei den WWP zu erhalten, zeigt sich Pedro abermals dankbar. „Damit kann ich für mein späteres Leben eine erheblich bessere Basis legen.“

In Ecuador hat er als Taxifahrer gearbeitet, ebenso zwei Jahre in der Apotheke einer Tante „und verschiedene Aushilfsjobs – ich habe viel gearbeitet, in unterschiedlichsten Bereichen; einfach, um an Geld zu kommen. Doch ich bin stets neugierig gewesen, wie Elektrizität funktioniert, wie Geräte mit Strom betrieben werden. Das hat mir Spaß gemacht – darum habe ich zu Hause einige Apparate auseinandergenommen“, lacht er, „Ventilatoren und andere.“

Luis ist stolz auf die Vorzüge bei den WWP wie diesen vollelektrischen „smart“, der ihm und Pedro auch in der Freizeit zur Verfügung steht.

Pedro kann sich im Augenblick nicht mehr vorstellen, irgendwann nach Ecuador zurückzugehen. Zwar wisse er nicht, „was die Zukunft für mich bereit hält“. Doch allein seine Erfahrung rund um seinen bedauerlichen Unfall bestärke ihn, dass Deutschland ein tolles Land ist: „Hier habe ich alle medizinische Hilfe über die Krankenversicherung bezahlt bekommen; anders als bei uns. Alle haben sich um mich gekümmert. Das Krankenhaus in Koblenz ist sehr gut. Sogar das Essen dort hat mich angenehm überrascht, es war ziemlich gut.“

Wenn Pedro wieder ganz gesund ist, will er Mitglied der von MANN unterstützten „MANNschaft“ werden, des Vereins zur Förderung des Ausdauersports e. V. Darüber hinaus besuchen Luis und Pedro weiterhin einen Sprachkurs, er findet in Wirges statt. Denn Deutsch, das sei schon etwas ganz anderes als Spanisch, erklärt Luis: „Bei uns ist die Sonne auf Spanisch männlich, ‚el sol‘. Hier ist sie weiblich, es ist ‚die Sonne‘.“ Wobei das in Südamerika gesprochene Spanisch sich von dem in Madrid oder Barcelona deutlich unterscheide, ergänzt er.

Ihm wie Pedro ist bewusst, das heben sie wieder und wieder hervor, dass speziell Fachkenntnisse im Bereich Elektrotechnik und Elektronik viele Jahre besonders stark gebraucht werden, soll die Energiewende klappen und die weltweite Herausforderung des Klimawandels wirksam angegangen werden. Dass sie im Westerwald die Möglichkeit bekommen, künftig daran mitzuwirken, erfülle sie beide mit Stolz, stellen die zwei Südamerikaner heraus. Pedro betont, er wolle, wenn er einmal Urlaub habe, unbedingt für ein paar Tage nach Ecuador zurück fliegen. Und seiner Familie und allen Freunden erzählen, wie großartig es in Deutschland ist.

Uwe Schmalenbach


Unruhiger Andenstaat

Das Auswärtige Amt schreibt in seinen Reise- und Sicherheitshinweisen über die Heimat der beiden super sympathischen Azubis: „Die Kriminalitätsrate und Gewaltbereitschaft ist hoch. Kleinkriminalität wie Taschendiebstähle kommen insbesondere in den Großstädten an von Touristen sehr frequentierten Orten vor.

Ein erhöhtes Risiko, Opfer eines Diebstahls, Raubüberfalls oder anderen Gewaltverbrechens zu werden, besteht vor allem in den Metropolen Guayaquil und Quito und Cuenca, sowie an der Küste. (…) In der gesamten Grenzregion zu Kolumbien besteht ein erhöhtes Risiko, Opfer von Entführungen und von Aktivitäten bewaffneter, mit dem Drogenhandel in Verbindung stehender Gruppen zu werden. (…) Das Risiko für Überfälle ist in der Provinz Esmeraldas, der Küstengegend in und um die Stadt Esmeraldas sowie bei Besuchen der Stadt Santo Domingo besonders hoch.“

Zweiter Elektro-Lkw ist da

Just auf dem Hof der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) angekommen: dieser neue Elektro-Lkw! Seine Batterie speichert satte 450 Kilowattstunden Energie. Der 666 PS starke Volvo ist der zweite vollelektrische Lastwagen der WWP. Mit ihm wird die beachtliche Nutzlast von 32 Tonnen durch die Region bewegt.

Fahrer Volker Schütz wird den Volvo einsetzen, um lose Westerwälder Holzpellets im Siloauflieger zu umweltschonend heizenden Kunden zu fahren. In den nächsten Tagen wird das neue Fahrzeug noch foliert und bekommt dabei den bekannten WWP-Look.

Froh über den damaligen Rat des Chefs

Eigentlich hatte Ruben Ermert nach dem Abitur eine Ausbildung zum Industriemechaniker beginnen wollen, wie der Beruf des Schlossers heute heißt. Doch Markus Mann, Geschäftsführer von Ermerts Arbeitgeber „Westerwälder Holzpellets“ (WWP), insistierte: „Werde besser Mechatroniker – heute ist überall ein Kabel dran!“ Diese Lehre hat der 23-Jährige im gerade abgelaufenen Jahr beendet – als bester Mechatroniker (punktgleich mit einem zweiten Erstplatzierten) unter insgesamt 5.000 Azubis vom Koch bis zum Edelsteinschleifer im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Koblenz. Einen anderen Arbeitsplatz als die WWP könne er sich nicht mehr vorstellen, betont der Erfolgreiche.

Im Alltag hat der Mechatroniker mit Arbeiten zu tun, bei denen im Wortsinn die Funken fliegen…

Seinen Spitznamen trug Ruben Ermert die Begeisterung seiner Eltern für ein altes Gefährt ein. „Ich hab‘ zu viel vom Traktor geredet“, lacht er nur auf die Frage, wieso ihn alle Kollegen „Eicher“ rufen. Eicher, das war ein im Oberbayerischen vor dem Zweiten Weltkrieg gegründeter Hersteller von Traktoren. Ruben Ermerts Eltern besitzen einen solchen, gut erhaltenen aus dem Baujahr 1961. Die Technikbegeisterung des Sohns ließ ihn am Arbeitsplatz von der Landmaschine im Elternhaus schwärmen. Knackt der Funk, mit dem er während eines Bereitschaftsdienstes zu einer Störung auf dem WWP-Betriebsgelände gerufen wird, verlangt das Gegenüber darum heute zumeist nach „Eicher“.

…und ebenso mit elektrischen und elektronischen Komponenten. Fotos: Schmalenbach

„Ich habe daheim immer gewerkelt, geschraubt. Im Kinderzimmer gab es stets Technikspielzeug“, erzählt Ruben Ermert. Bereits als Schüler hat er bei den WWP gejobbt, meist rund um das Biomasse-Heizkraftwerk. So ist er nunmehr alles in allem schon seit neun Jahren dort tätig; die Lehre zum Mechatroniker dauert dreieinhalb Jahre. Seine hat Ermert allerdings um ein halbes Jahr verkürzt.

Das erste Ausbildungsjahr brachte „Eicher“ an der „GLW Westerwald“, der Gemeinschaftslehrwerkstatt für berufliche Bildung und Metalltechnologie in Altenkirchen, zu. „Da habe ich viel lernen können“, sagt der frischgebackene Mechatroniker. Ab dem zweiten Jahr hat er im Rahmen der dualen Ausbildung bei den WWP mitgearbeitet und die Berufsschule besucht. Der Unterricht an der Berufsbildenden Schule Betzdorf-Kirchen sei ihm eher leicht gefallen. Mit den Kollegen bei den WWP habe er in jener Zeit „viel gemacht und sehr viel von ihnen abgucken können.“

Und nun ist der 23-Jährige der bislang einzige Mechatroniker bei den WWP, während seine Kollegen Anlagenführer, Schlosser oder Elektriker sind. „Eigentlich alles“ gehöre zu seinen Aufgaben, das mit Strom UND Mechanik zu tun hat, erklärt der aus Oberdreisbach Stammende, der heute in Schutzbach lebt.

Selbstverständlich lerne man bei der Arbeit weiterhin jeden Tag etwas dazu, unterstreicht Ruben Ermert, „wenngleich die eigentliche Ausbildung abgeschlossen ist. Außerdem haben so viele Kollegen so viele spezielle Erfahrungen, von denen man profitieren kann.“ Nach einer kurzen Sprechpause ergänzt er: „Ich kann mir keinen besseren Arbeitsplatz vorstellen – auch vom Chef her! Wenn man hier bei den WWP etwas will und etwas kann, bekommt man unheimlich viel Unterstützung – das ist Wahnsinn!“ Die vielen Neuerungen bei dem Unternehmen seien ein weiterer Anreiz. Ständig werde etwas optimiert, werde daran getüftelt, wie weniger Energie verwendet werden kann bei gleichen Ergebnissen und ganz generell am Umbau der Energieversorgung hin zu den Erneuerbaren gearbeitet.

Um sich noch stärker einbringen zu können, hat Ruben Ermert direkt an seine Lehrzeit eine weitere Fortbildung angeschlossen: Während der nächsten vier Jahre will der junge Westerwälder seinen „Techniker Maschinentechnik – Fachrichtung Mechatronik“ schaffen. Komplett berufsbegleitend absolviert er bereits seit vergangenem September zwölf Stunden je Woche in der Abendschule. Am Samstag ist ebenso Unterricht, „und man muss sich zusätzlich mal hinsetzen und lernen“, schildert Ruben Ermert.

Ruben Ermert wählt im WWP-Ersatzteillager einen Austauschmotor für den Förderweg im Pelletwerk aus.

Viel Zeit für etwas anderes als die Arbeit und die Weiterbildung bleibt daneben wohl kaum. Der Mechatroniker schmunzelt nur: Diese Phase gehe schließlich vorbei, und er wolle halt persönlich vorankommen, sich noch umfangreicher qualifizieren und diese Qualifikation bei den WWP einbringen. Zumal er dort auf diesem nächsten Lebensabschnitt abermals „super gefördert“ werde. Deswegen will Ruben Ermert auch mit der erreichten Zusatzqualifikation als Techniker, die laut „Deutschem Qualifikationsrahmen“ (DQR) dem Niveau 6 entspricht und mit einem Bachelor gleichrangig ist, unbedingt bei dem Energieversorger in Langenbach bleiben.

Über den seinerzeitigen Rat seines Chefs Markus Mann ist Ruben Ermert bei alledem bis heute sehr froh, wie er herausstellt: „Ich hätte mich geärgert, hätte ich anstelle der Mechatroniker-Ausbildung ‚nur‘ den Industriemechaniker gemacht.“

Uwe Schmalenbach

Zertifizierter Strom für die lokale Energiewende

„Natürlich kennt man den Markus Mann hier im Westerwald und weiß, wie ,MANN Naturenergie‘ arbeitet. Dort gibt es eine große Transparenz, große Verlässlichkeit – und deshalb auch großes Vertrauen von uns“, sagt Timo Karl, Nachhaltigkeitskoordinator der Verbandsgemeinde Hachenburg. Das Westerwälder Unternehmen beliefert ab diesem Januar kommunale Liegenschaften in der gesamten Verbandsgemeinde mit zertifiziertem Ökostrom. Eine Kooperation, die viel Positives in sich vereint.

Wenn der Alte Markt, Hachenburgs „gute Stube“, abends romantisch illuminiert ist, fließt dafür nun Ökostrom von MANN.

In der Verbandsgemeinde Hachenburg wurde schon bisher „grüner“ Strom genutzt. Klimaschonende Energie ist in der Gebietskörperschaft nichts komplett Neues. Ab 2023 gibt es aber eine Veränderung: Nunmehr wird „MANN Naturenergie“ die kommunalen Liegenschaften mit Ökostrom beliefern. Weil es der ausdrückliche Wunsch der Verwaltungsspitze gewesen sei, nicht nur Ökostrom zu beziehen, sondern eindeutig zertifizierten, antwortet Timo Karl auf die Frage, warum man sich für einen Wechsel des Versorgers entschieden habe.

Klima- und Umweltschutz seien der Kommune überaus wichtig, betont der Nachhaltigkeitskoordinator. „Wir haben seit 2016 ein Klimaschutzkonzept. Außerdem war die Verbandsgemeinde Hachenburg einer der Pioniere, die einen Klimaschutzmanager eingestellt haben. Wir verfolgen sehr ambitioniert das Ziel, Treibhausgasemissionen zu senken und auch, die lokale Energiewende voranzutreiben“, verdeutlicht Karl. „Was man sich auf dem Markt beschaffen muss, versucht man, regional zu beschaffen – so wie jetzt mit ,MANN Naturenergie‘. Oder strebt an, da, wo es möglich ist, eigene Energiekapazitäten aufzubauen.“

Nicht allein die Stadt Hachenburg selbst erhält „MANN Strom“, sondern sämtliche Liegenschaften der Verbandsgemeinde wie beispielsweise die „Sonnenbergschule“ in Müschenbach. Fotos: Schmalenbach

In der Verbandsgemeinde Hachenburg sind schon einige Projekte umgesetzt worden. Photovoltaikanlagen oder ein Solarpark etwa. „Mit diesen Maßnahmen wollen wir die erneuerbare Stromversorgung hier vor Ort stärken und unsere Abhängigkeit vom Großmarkt reduzieren“, erläutert Timo Karl. Daneben setze man auf die energetische Sanierung von Gebäuden. So wurde beispielsweise das Verwaltungsgebäude der Verbandsgemeinde in Hachenburg mit Fördermitteln des Bundesumweltministeriums modernisiert. „Dadurch sind in der Folge sehr umfangreich Treibhausgasemissionen eingespart worden.“

Auch das Dorfgemeinschaftshaus „Haus Alhäuser“ in Giesenhausen wird mit dem Ökostrom aus Langenbach versorgt.

Die Partnerschaft mit MANN passe da „natürlich total gut rein“, hebt der Westerwälder hervor. Eine komplette Selbstversorgung mit eigens produzierter „grüner“ Energie sei in der Verbandsgemeinde schließlich noch nicht möglich. „Also muss man mit einem verlässlichen Partner zusammenarbeiten, der genau den Strom liefern kann, der mit unserem Klimaschutzkonzept einhergeht. Und in Zeiten von nationalen und globalen Marktunsicherheiten – was liegt da näher, als auf einen verlässlichen, regionalen Partner zu setzen?“

Die Verbandsgemeinde Hachenburg hatte den Stromvertrag ausgeschrieben. Am Ende erhielt der Energieversorger aus dem nahen Langenbach den Zuschlag. „MANN Strom“ ist vom TÜV zertifiziert und stammt zu 100 Prozent aus Wasserkraftwerken sowie regionalen Erzeugungsanlagen. Das „Grüner-Strom-Label“ stellt sicher, dass bei MANN nicht einfach nur Atomstrom umetikettiert wird. Das Westerwälder Unternehmen garantiert also echten, physikalisch gekoppelten Ökostrom – und nicht welchen, der durch bilanzielle Darstellung dem „Greenwashing“ unterzogen wurde. „Das ist eine Besonderheit bei ,MANN Naturenergie‘, dass der Strom zertifiziert ist, wir den genauen Nachweis haben, woher er stammt“, unterstreicht Timo Karl.

Ökostrom von MANN zu beziehen, sei ein „fortgesetztes Engagement“ der Verbandsgemeinde Hachenburg, betont Timo Karl. Foto: privat

Durch die Energiekrise herrsche derzeit eine angespannte Strommarktlage, so Karl. Es sei durchaus eine Herausforderung für die Kommune gewesen, Angebote zu erhalten, „die einigermaßen tragfähig sind.“ Umso mehr habe man sich schließlich gefreut, dass „MANN Naturenergie“ nicht nur das wirtschaftlich nachvollziehbarste und beste Angebot abgegeben habe, sondern dieses zugleich von einem Energieversor- ger aus der Region kam. „Da wählt man dann natürlich nicht den Stromversorger in Belgien, sondern den aus Langenbach“, lacht Karl. Mit MANN habe einfach alles gepasst.

Timo Karl hat seine Tätigkeit für die Verbandsgemeinde Hachenburg im vergangenen November aufgenommen. Bei seiner Aufgabe gehe es darum, wirtschaftliche Maßnahmen und Projekte der Verbandsgemeinde auf ihre Nachhaltigkeit zu überprüfen: „Sind sie mit dem Klimaschutzkonzept kompatibel oder können wir sie anders gestalten, um das Konzept weiter umzusetzen?“, beschreibt der Politikwissenschaftler. Aktuell nehme natürlich auch die Bewältigung der „Energiepreiskrise“ großen Raum ein.

Er sei Ansprechpartner für Bürger und Unternehmen der Verbandsgemeinde, ergänzt Karl. Bezüglich der Klimaschutzziele bedeute dies, dass er verschiedene Akteure und ihre Interessen zusammenführe. „Das heißt also auch, dass wir die Maßnahmen, die wir ergreifen – wie jetzt zum Beispiel den Abschluss mit ,MANN Naturenergie‘ – an die Öffentlichkeit tragen, immer wieder Menschen informieren und mit einbinden, sie also an der Energiewende partizipieren lassen.“ Das sei der Schlüssel, um Akzeptanz zu schaffen, führt der aus Neunkhausen Stammende aus, der sich vor seiner Tätigkeit für die Verbandsgemeinde Hachenburg bereits jahrelang mit Studien zur Klimakrise auseinandergesetzt hat.

Umso wichtiger sei es, Partner wie MANN zu haben, fügt der Nachhaltigkeitskoordinator an. Es bestehe ein „großes Vertrauen“ zu dem Stromversorger aus der Westerwälder Heimat, wiederholt Timo Karl noch einmal. „Das Vertrauen, dass man eine Kooperation eingeht, die nachhaltig ist und Sinn macht für die Region.“

Andra de Wit

Die moderne Straßenbeleuchtung der Barockstadt Hachenburg wie hier in der Judengasse wird ebenfalls ausschließlich mit „grüner“ Energie betrieben.

Tolles Ergebnis mit „heißer Luft“

Viel „heiße Luft“ bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP): Erstmals ist dort jetzt im eigenen Sägewerk gesägtes Schnittholz in eine neue Trockenkammer gefüllt worden, die in Langenbach just in Betrieb genommen werden konnte. Tags darauf ist das perfekte Ergebnis der „dampfenden Behandlung“ Anlass zur Freude!

Mit der neuen Trockenkammer erreichen die WWP eine erhöhte Fertigungstiefe: Die Produkte des SEO-Sägewerkes können darin veredelt werden, indem die Trocknung das Schnittholz aus Langenbach besonders haltbar macht – ganz ohne den Einsatz von Chemie wie beispielsweise bei einer Imprägnierung. Die Temperaturbehandlung verhindert, dass sich noch irgendwelche Käferlarven oder -eier in den Brettern befinden könnten.

Die für die Trocknung notwendige heiße Luft in der silbernen Anlage wird mit (Ab-)Wärme aus dem WWP-eigenen Kraftwerk erzeugt. Dieses wird umweltfreundlich ausschließlich mit Biomasse betrieben und macht so Landschaftspflegeholz und andere naturbelassene Hölzer energetisch nutzbar.

Gemeinsam mit Martin Driehuyzen (ganz links) von der niederländischen Firma BES Bollmann, die die Trocknungstechnik geliefert hat, sehen sich Markus Mann, Thomas Zinke, Marion Janat und Daniel Rahn (von links) von den WWP gerade das Ergebnis des ersten Laufs der Trockenkammer an – und sind mit dem Resultat überaus zufrieden. Fotos: WWP



Kessel aus dem Westerwald in den Schweizer Alpen

Drei Wochen haben die Arbeiten vor Ort – zum Teil bei herrlichem Sonnenschein, mitunter jedoch in dichtem Schneetreiben – noch in Anspruch genommen, nachdem ein ungewöhnlicher Pelletheizkessel aus dem Westerwald nach Anzère in den Schweizer Alpen gefahren worden ist: Die Anlage verstärkt ab sofort eine Pelletheizzentrale, die die „Chauffage Bois Energie Anzère“, ein Ableger der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP), dort schon seit 2011 betreiben.

Zwei Pelletheizungen mit je 3,15 Megawatt maximaler Leistung haben bisher schon dafür gesorgt, dass im Alpendorf über ein Fernwärmenetz insgesamt 58 Liegenschaften mit „grüner“ Wärme versorgt werden, darunter welche, in denen sich 4.500 von 8.000 Gästebetten des Ortes befinden. Das System wird nun erweitert: 1,9 Kilometer Fernwärmenetz – an das weitere 48 Gebäude angeschlossen werden können – kommen hinzu, so dass am Ende fast 7.000 Gästebetten in pelletbeheizten Gebäuden liegen. Im Zuge der Arbeiten wurde außerdem schon ein kleineres Heizhaus neben die bestehende Anlage gebaut und bietet dem aus dem Westerwald per Schwertransport in die Schweiz geschafften zusätzlichen Kessel Platz.

Abfahrt vom Gelände der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP): Der Kessel geht auf die Reise in die Schweiz.

Der ist eine ungewöhnliche Anlage. Diese wurde einst als Versuchskessel für alternative Brennstoffe bei der „Weiss Kessel-, Anlagen- und Maschinenbau GmbH“ genutzt. 2015 jedoch musste das Dillenburger Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen, und als der Standort aufgelöst wurde, übernahmen die WWP den Weiss-Kessel.

In den vergangenen Monaten ist er am WWP-Sitz in Langenbach bei Kirburg aufwendig gereinigt und für den neuen Einsatzzweck in der Schweiz umgerüstet worden. Der Pelletheizkessel erhielt zum Beispiel neue Leitungen, ohne die die Verwendung im Heizhaus bei den Eidgenossen nicht möglich gewesen wäre. Lange Lieferzeiten bei benötigten Teilen verzögerten die Fertigstellung in den WWP-Werkstätten wieder und wieder, an deren Ende zunächst ein Testbetrieb stand.

Nach dem erfolgreichen Probelauf im Westerwald wurden einige der gerade erst neu angebauten Komponenten wieder demontiert – andernfalls hätte der Kessel auf dem Schwertransport die zulässige Höhe überschritten – und in Anzère nun wieder angebaut bei der Integration des früheren Versuchskessels in das Pelletfernwärmenetz.

Nach der monatelangen Umarbeitung ist der Heizkessel bei den WWP transportbereit…

…und nach der Fahrt ins Nachbarland innerhalb von drei Wochen in Anzère installiert worden.

Dort dient er, auch wenn nun gerade winterliche Kälte herrscht, eigentlich als „Sommerkessel“: Die beiden bisher schon vorhandenen, je über drei Megawatt leistenden Heizkessel werden im Sommer nämlich nur für die Warmwasserbereitung gebraucht und laufen darum sehr wenig – was für die Technik auf Dauer abträglich sein kann. Der Weiss-Kessel, der mit 880 kW Leistung kleiner dimensioniert ist, übernimmt künftig die Aufgabe, für heißes Wasser in Badezimmern und Küchen zu sorgen, wenn keine Stube geheizt werden muss. Und sollte es in den Schweizer Alpen doch einmal länger richtig grimmig kalt werden, kann er als „Spitzenlastkessel“ im Winterbetrieb die bisherige Anlage mit den zwei größeren Kesseln ergänzen und so dafür sorgen, dass auch dieser Mehrbedarf ausschließlich durch umweltfreundliche Holzpellets gedeckt werden kann.

Wird es einmal richtig kalt, kann der „kleine Kessel“ im Anbau an der Heizzentrale die Spitzenlast übernehmen.

Neue Bandsägelinie ist bestellt

Die Vorplanung hat einige Zeit in Anspruch genommen – doch nun ist unterschrieben: Soeben haben die „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) die Hauptkomponenten eines neuen Bandsägewerks bestellt!

Im Sommer 2024 soll es geliefert werden. Mit der Anlage, die die bereits in Betrieb befindliche, stofflich-energetisch optimierte Sägelinie in Langenbach bei Kirburg ergänzen wird, hat das Westerwälder Unternehmen künftig die Möglichkeit, ein viel größeres Rohstoffsortiment zu verarbeiten: Nadel- und auch Laubholz mit einer Stärke von 300 bis 1.000 Millimetern sowie einer Länge von 2 bis 4,20 Meter können dann zu Brettern, Balken, Bohlen geschnitten werden.

Bis zu zehn Millionen Euro werden die WWP in das neue Werk investieren, dessen Sägetechnik von der „Esterer WD GmbH“ aus Altötting geliefert werden soll, wie nun vereinbart worden ist.

Betriebsleiter Thomas Zinke, Projekt-Ingenieur Daniel Rahn und Geschäftsführer Markus Mann von den WWP haben sich am WWP-Sitz in Langenbach bei Kirburg mit ihren Ansprechpartnern von der Esterer WD GmbH getroffen – Urs Affolter (Geschäftsführer), Uwe Kärcher (Marketing & Vertrieb) und Holm Diedrich (Leiter Vertrieb & Projektmanagement; von links nach rechts) – und die neue Bandsägelinie geordert. Foto: WWP

Ein perfekter Platz für die Spedition

„Wir Manns kommen nicht über den Schulweg in Langenbach hinaus“, scherzt Thomas Mann, „alles fing in Nummer 2 an, in 10 bin ich aufgewachsen, jetzt lebe ich in 12. Und wir landen dann irgendwann im Schulweg 20 – da ist der Friedhof.“ Gleich am Anfang dieser Straße war es, wo Emil Mann mit einem gebrauchten Lkw der „Nationalen Automobil-Gesellschaft“ 1925 sein bescheidenes Fuhrunternehmen gründete – und damit letztlich den Grundstein legte für die Spedition von Enkel Thomas Mann und ebenso für die von seinem Bruder Markus geleiteten „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) sowie „MANN Naturenergie“. Doch am 7. Oktober ist Thomas Mann „ausgezogen“, die Spedition an einen anderen Standort verlegt worden. Haben die beiden lange auf dem selben Grund und Boden arbeitenden Brüder nun Streit, wie verschiedentlich gemutmaßt wird?

Beim gemeinsamen Interview mit seinem Bruder Markus (siehe https://www.ww-holzpellets.de/news/2022/12/9/markus-und-seine-mnner-breiten-sich-aus ) lacht Thomas Mann nur, darauf angesprochen, ob der Umzug der Spedition etwas mit dem Verhältnis zueinander zu tun hätte: „Wir sind am Morgen noch bei einem Freund gewesen, der heute 60 Jahre alt wird, und haben ihm gratuliert – gemeinsam, natürlich.“ Wie beide Manns schildern, sei es bei der Veränderung, die dazu geführt hat, dass das „Fuhrunternehmen“ aus dem Schulweg nach 97 Jahren erstmals nicht mehr dort beheimatet ist, allein um organisatorisch und ökonomisch kluge Entscheidungen gegangen, die dem Wachstum bei den WWP Rechnung tragen.

Thomas Mann freut sich: Am neuen Standort gibt es viel Platz für seine Mitarbeiter und die Lkw. „Wir sind echt aufgestiegen“, sagt er, „nicht nur die 30 Höhenmeter vom einstigen Standort im Schulweg hier herauf, sondern auch, was den Komfort der Arbeitsumgebung angeht.“ Fotos: Schmalenbach

In der Trift im Osten Langenbachs: Zwischen dem ehemaligen Truppenübungsplatz Daaden auf dem 654 Meter hohen „Stegskopf“ und dem die Ortsgemeinde südlich begrenzenden Langenbach hat es früher häufig laut geknallt und gekracht. Gleichwohl nicht wegen Schießübungen der Bundeswehr. Vielmehr kam im dortigen Basaltsteinbruch Sprengstoff zum Einsatz, im „Brecher“ wurden die Felsbrocken anschließend mit viel Getöse zerkleinert.

1979 wurde der Steinbruch stillgelegt, denn noch immer vorhandene Basaltvorkommen hätten auf dem Areal des Truppenübungsplatzes abgebaut werden müssen, was gleichwohl unmöglich war. 1985 wurde die einstige Grube so zum „Langenbacher Weiher“, an einer Zufahrt zum Gelände erinnert eine alte Lkw-Waage heute noch an die Gewinnung des für den Westerwald so typischen Gesteins.

Für die Wartung der Lkw und anderer Fahrzeuge der Spedition sind zwei Gruben in der Werkstatt schon vorhanden gewesen.

Wenige Meter weiter – dort mag zu Steinbruchzeiten zum Beispiel dessen Brecheranlage oder Silo gestanden haben – hat die Spedition MANN im Oktober eine Liegenschaft bezogen, die vormals das Busunternehmen Knautz nutzte. „Hier war alles vorhanden und nach drei Jahren Stillstand auf Knopfdruck funktionstüchtig, von der Heizung bis zur Glasfaser-Netzwerktechnik“, freut sich Thomas Mann, der neue Hausherr in der Trift. Er übernahm – für eine Spedition ist sie extrem wichtig – dabei eine große Hoffläche zum Rangieren und Abstellen der Lkw und für vier Dutzend Container, die dort als Vorrat für Kunden vorgehalten oder in Langenbach repariert werden.

In den Hallen auf dem Gelände am alten Steinbruch gab es bereits beim Einzug eine Reihe Einrichtungen, die die Speditions-Leute bestens gebrauchen können: zwei Gruben in einer Werkstatthalle etwa, um komfortabel an der Unterseite der Fahrzeuge arbeiten zu können, ein direkt angrenzendes Ersatzteillager oder auch eine große Waschstraße. Ein Laufkran „schwebt“ auf Schienen unter dem Dach, „falls wir mal schwere Lasten heben müssen“, nickt Thomas Mann zufrieden. Ein optimal zugeschnittenes Bürogebäude für die Verwaltung der Spedition war obendrein vorhanden und bezugsfertig. Über eine Richtfunkverbindung zum vielleicht 800, 900 Meter Luftlinie entfernten Firmengelände von „MANN Naturenergie“ ist die Firma von Thomas Mann weiterhin mit demselben Netzwerk sowie der früheren Telefonanlage des Hauses verbunden und konnte die Durchwahlen mitnehmen, die zuvor im Verwaltungsgebäude im Schulweg gültig waren.

„Das ist wirklich perfekt hier für uns. Genug Platz für alle Anforderungen – wir konnten überdies das Reifenlager hier einrichten, das früher sehr beengt in der Halle 2 bei den ‚Westerwälder Holzpellets‘ untergebracht werden musste“, erläutert der Speditionschef und zeigt auf Regale mit vielen Rädern. Dort lagern die Sommer- beziehungsweise Winterreifen für die elektrischen Firmenfahrzeuge, die sein Bruder Markus angeschafft hat und den Mitarbeitern von „MANN Naturenergie“ und WWP zur Verfügung stellt, damit diese ihren CO2-Fußabdruck auf dem Arbeitsweg verringern können (die „Wäller Energiezeitung“ berichtete).

Thomas Mann im Reifenlager, wo auch die Räder für die WWP-Elektro-Autos aufbewahrt werden.

Selbst hier, zwischen „Conti Wintercontact“, „Michelin Primacy“ und diversen anderen Pneus, ist also vom angeblichen Zerwürfnis der beiden Brüder wenig zu sehen; im Gegenteil, für die WWP würden hier zukünftig selbstverständlich ebenso deren Silo-Lastwagen gewartet, unterstreicht Thomas Mann. Und in drei Tagen, wenn Hausmeister Tomeck, die „gute Seele“, die viele Dinge in Schuss hält bei allen MANN-Unternehmungen, seinen „Vierzigsten“ begeht, wollen Thomas und Markus Mann seiner Einladung folgen und zur Feier gehen – und abermals gemeinsam gratulieren.

Uwe Schmalenbach

Markus und seine Männer breiten sich aus

Thomas und Markus Mann sind nicht nur Unternehmer, sondern auch Brüder und ihr ganzes bisheriges Unternehmerleben auf dem selben Betriebsgelände tätig. Darüber, warum sich das ändern musste, sprach mit dem Speditionschef und dem geschäftsführenden Gesellschafter der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) Uwe Schmalenbach.

Mancher Einheimische munkelt, warum nur die Spedition aus dem Schulweg fortgezogen sei – nach fast 100 Jahren am selben Platz!

Thomas Mann: Selbstverständlich haben wir teilweise unterschiedliche Ansichten und Einstellungen zu manchen Themen – aber wir haben ganz gewiss keinen Streit! (lacht)

Markus Mann: Einige Leute wundern sich einfach nur, weshalb der Thomas aus dem Schulweg weg ist, wo die Spedition doch so lange hier zu Hause war…

Thomas Mann: Ohne, dass er es wusste (Anm. d. Red.: deutet auf seinen Bruder Markus), habe ich mir bereits im vergangenen Jahr Gedanken gemacht, wohin wir ausweichen könnten, habe mit dem Eigentümer der Immobilie in der Trift gesprochen. Den Gedanken des Weggangs hatte ich 2021 schon.

Markus (links) und Thomas Mann betrachten ein Foto aus den Gründerjahren ihres Großvaters: Der startete unter der Adresse Schulweg 2 sein kleines Fuhrunternehmen, auf das letztlich sogar die heutige Spedition MANN zurückgeht, die nun am Langenbacher Weiher ihre Betriebsstätte eingerichtet hat.

Wie ist der entstanden?

Thomas Mann: Ganz einfach: Weil ich die enorme Entwicklung der „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) und von „MANN Naturenergie“ aus nächster Nähe beobachten konnte, gesehen habe, wie die „Stromer“ und Pelletierer sich mehr und mehr erweitern. Und nachdem uns in unmittelbarer Nachbarschaft zweimal ein Korb gegeben wurde, beim Versuch, das angrenzende Grundstück für Erweiterungen zu nutzen, musste man sich halt andere Gedanken machen.

Was waren die Alternativen, über die Sie nachgedacht haben?

Thomas Mann: Man hätte sehr viel Geld in die Hand nehmen können, um das Betriebsgelände umzubauen und zu optimieren. Doch das wäre ein unverhältnismäßig hoher finanzieller Aufwand gewesen – und trotzdem hätten wir weiter mit Kompromissen bei den betrieblichen Abläufen leben müssen. Stattdessen gab es die Möglichkeit, die Ideallösung in der Trift beim Schopfe zu packen. Wir als Spedition haben jetzt wirklich ein sehr komfortables Leben da oben – von der Aufteilung her, von der Werkstatt, es liegt alles kompakter mit kürzeren Wegen beieinander. Von der Kranbahn zum Beispiel, über die wir nun verfügen, haben wir immer geträumt! Wir haben Platz ohne Ende nur für uns. Und wir haben „gechilltere“ Menschen in unserer Werkstatt.

Wieso das?

Thomas Mann: Bisher war es so, dass mal wir den Kollegen bei den WWP etwas in den Weg gestellt haben und ein Lkw umgeparkt werden musste. Und umgekehrt stand mal ein Paket Holz unseren Fahrern beim Rangieren im Weg oder eine große Heizungsanlage, die für die WWP umgebaut wurde, in unserer Halle. Das sind Dinge, wo es irgendwann zu Reibung unter den Mitarbeitern kommt. Jetzt können Markus und seine Männer sich viel effizienter ausbreiten, eine bessere Struktur reinbringen. Am Anfang gab es ein Kraftwerk, ein kleines Pelletwerk – mittlerweile ist es ein Industriebetrieb mit eigenem Sägewerk, der einfach anders geführt werden muss als zu Beginn.

Markus Mann: Wir hatten schon länger entschieden, dass wir sehr sicher noch ein zweites Sägewerk neben die jetzige Linie bauen werden. Und dass wir mit dem Bau der Trockenkammern und der damit verbundenen „Umstapelanlage“ eine größere Fertigungstiefe erreichen wollen, ebenso wie mit einer neuen Produktionshalle für keilgezinktes Holz und gehobelte Ware. Da war klar: Ui, dafür brauchen wir zukünftig erheblich mehr Fläche. Und es gibt viel mehr Arbeit und weitere neue Arbeitsplätze für die Region. Die Menschen müssen irgendwo hin, und unsere Verwaltung muss ebenfalls wachsen – und irgendwo sitzen.

Thomas Mann: Das Esszimmer unserer Mutter ist schön – aber als dauerhafter Bürogebäudeersatz nicht geeignet! (lacht)


Die alte Schule im Schulweg 5, die Sie einst selbst als Schüler besucht haben, wurde aus Platznot zwischenzeitlich sogar geräumt, um dort das Team E-Mobilität auszuquartieren, richtig?

Thomas Mann: Ja. Jetzt sitzen die wieder bei ihren Kollegen im Haupthaus, wo wir unsere Büroetage zur Verfügung gestellt haben. Und wir können in der alten Schule wieder Fahrerschulungen durchführen; Markus kann dort seine Produkte präsentieren und seine Kunden und Besucher ordentlich empfangen.

Es ging beim Wegzug der Spedition also vor allem um den Raum, den nun die Mitarbeiter im Bereich der erneuerbaren Energien benötigen?

Markus Mann: Ja. An den sonstigen Synergien halten wir fest: Alles, was bei den WWP im Container transportiert werden muss, fährt Thomas weiterhin für uns. Ob das Brennstoff für unser Biomasse-Heizkraftwerk oder Nebenprodukte aus anderen holzverarbeitenden Betrieben sind, die bei uns zu Pellets gemacht werden.


Was passiert mit der Halle, die die Spedition bisher zu Wartungszwecken benutzt hat?

Markus Mann: Die liegt mitten im Firmengelände. Deswegen ziehen wir dort mit unserer Zentralwerkstatt, der Schlosserei, hinein, ins Zentrum zwischen Kraftwerk, Sägelinien und so weiter. Dann haben unsere Schlosser viel kürzere Wege, egal, wo sie tätig werden müssen.

Thomas Mann: Früher haben wir acht Fahrzeuge von uns davor abgestellt und bis zu 45 Container – das muss alles irgendwo hin. Zugleich brauchen die WWP Platz, um Holz zu lagern, damit gewährleistet ist, dass der Sägebetrieb selbst dann über mehrere Tage weiterlaufen kann, wenn einmal kein Nachschub kommt. Und unsere neue Betriebsstätte da oben – der Betriebssitz ist weiterhin der Schulweg – hat für mich persönlich einen weiteren Vorteil (lächelt): Ich laufe morgens mit meinem Hund hoch, mittags zum Essen zurück, danach wieder rauf und abends nach Hause – mein Hund und ich haben dadurch Bewegung! Der Umzug ist also auch noch der Gesundheit förderlich. Und Markus konnte nicht so einfach auf ein anderes Gelände ausweichen. Es bringt ja nichts, Kraft- und Pelletwerk und die SEO-Sägeanlage hier stehen zu haben und die neuen Anlagen woanders zu installieren – das schafft nur unsinnigen innerörtlichen Verkehr.

Markus Mann im Treppenhaus, über das man zur Büroetage im zweiten Stock gelangt, die sein Bruder für Mitarbeiter von „MANN Strom“ freigemacht hat.

Wäller Energiezeitung kompakt SPEZIAL: Rundholz auf die Bahn

Markus Mann beobachtet einen LKW voll Rundholz, der vom Bahnhof Rosenheimer Lay aus Richtung Langenbach unterwegs ist und am Ortseingang von Elkenroth genau jene Bahntrasse kreuzt, die die “Westerwälder Holzpellets” anstatt der Straße nutzen möchten.

Liebe Leserinnen und Leser,

die heutige „Wäller Energiezeitung“-KOMPAKT ist ein „Spezial“. Die Ausgabe widmet sich der Aufklärung rund um die Bahnanbindung eines Industriebetriebes, der Holzrohstoffe zu Endprodukten für den regionalen Verbrauch verarbeitet. Da doch vielerlei Nebelschwaden um das Thema wabern und so manche Sagen und Märchen gedichtet werden, möchten wir aufklären zu den Hintergründen.

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Studie: MANN Strom ist „besonders nachhaltig“

Welche Ökostromtarife sind als „Strom für Klimaschützer“ empfehlenswert? Dieser Frage ist das Magazin „WirtschaftsWoche“ (WiWo) nachgegangen: In einer Studie in Kooperation mit dem „Handelsblatt Research Institute“ (HRI) sind die „besten nachhaltigen Stromanbieter“ ermittelt worden. MANN Strom ist in dem Ranking als besonders nachhaltig gelistet worden.

MANN achtet nicht nur beim Kunden auf Nachhaltigkeit, sondern nutzt auch für den eigenen Betrieb selbst produzierte Naturenergie. Das Unternehmen hat etwa eine Gesamtleistung an Photovoltaik von einem Megawatt. Foto: Schmalenbach

Das HRI ist ein nach eigenen Angaben unabhängiges Forschungsinstitut, dessen Team unter anderem aus Volks- und Betriebswirten, Politologen sowie Informationswissenschaftlern besteht. Für die Analyse der „WirtschaftsWoche“ hat es die Ökostromtarife von 96 bundesweit aktiven Anbietern verglichen. Es wurden dann die Tarife von Betreibern ausgewählt, deren Strom zu 100 Prozent aus physikalisch gekoppelten erneuerbaren Energiequellen stammt und nicht nur aus kaufmännisch-bilanziellen – eine Bedingung, die schließlich nur ein verhältnismäßig geringer Teil der untersuchten Energielieferanten, nämlich lediglich 36 Ökostromversorger, erfüllten.

Deren Leistungen wurden anschließend noch einmal unterteilt: 20 Tarife fielen in die Kategorie „nachhaltig“ und weitere 16 wurden als „besonders nachhaltig“ aufgelistet. Als „besonders nachhaltig“ wurden Leistungen von Betreibern ausgezeichnet, die zusätzlich die Vorgaben der anerkannten Ökostromsiegel „Grüner Strom“, „OK Power“ oder „Robin Wood“ einhielten. Unter den als „besonders nachhaltig“ eingestuften Anbietern findet sich auch „MANN Strom“.

Der entsprechende Tarif des Langenbacher Energieversorgers ist mit dem „Grüner-Strom-Label“ ausgezeichnet. Dieses stellt nicht nur sicher, dass kein Atomstrom umetikettiert, also kein sogenanntes „Greenwashing“ betrieben wird, es garantiert zudem, das pro Kilowattstunde Strom ein Förderbetrag buchstäblich in den Ausbau erneuerbarer Energien fließt.

In dem Artikel „Das sind die besten nachhaltigen Stromanbieter“ (er ist online unter www.wiwo.de/unternehmen/energie zu finden) legt WiWo-Redakteur Martin Gerth die Hintergründe der Untersuchung dar und weist unter anderem darauf hin, dass viele Deutsche dazu bereit wären, für Ökostrom etwas mehr zu bezahlen. Die Studie zeige auf, welche Angebote einen solchen „Mehrpreis für den Klimaschutz“ rechtfertigen. Doch es sei wichtig für Stromkunden, Angebote genau zu überprüfen. Interessant: Die „WirtschaftsWoche“ hat zwei Online-Vergleichsportale, die dabei eigentlich helfen sollen, einem nicht repräsentativen Test unterzogen und dabei festgestellt, dass die Dienste nur unzureichend informieren. Das sei enttäuschend, schreibt Gerth.

Die Studienergebnisse des HRI für die WiWo könnten da eine bessere Orientierung für den Verbraucher sein. Seit 2020 ermittelt das Wirtschaftsmagazin jährlich nachhaltige Ökostromanbieter – MANN Naturenergie gehörte bereits in der Vergangenheit zu den ausgezeichneten Unternehmen.

Das ist schon sehr beeindruckend

Die sechsjährige Mia interessiert sich am Stand von Sema Dercin und Volker Schmidt noch nicht so sehr für die kommenden Tarife…

Zwar wohnt die Tochter Brigitte und Lothar Pörschs in Gackenbach, also dem Südlichen Westerwald. Doch dass die Hunsrücker heute im Westerwald unterwegs sind, hat einen anderen Grund, als einen Besuch beim Nachwuchs: „Wir sind nur wegen der Firma MANN gekommen, als treuer Kunde“, sagt Lothar Pörsch.

Pörschs leben in Simmern und sind Bezieher von „MANN Strom“. „Außerdem haben wir noch jemand weiteren vermittelt“, ergänzt Brigitte Pörsch. Wirklich echten Öko-Strom zu nutzen, sei ihm sehr bedeutsam, betont das Paar, darum habe man einen Vertrag mit MANN abgeschlossen. Sie seien naturverbunden, antworten Pörschs auf die Frage, warum ihnen die Grünstrom-Nutzung wichtig sei, „und das Geld bleibt hier in Rheinland-Pfalz“, fügt Brigitte Pörsch an.

Die SEO-Anlage ist eine Station auf der Tour, an der auch Winkels (rechts) teilnehmen. Fotos: Schmalenbach

Den Weg nach Langenbach haben die Hunsrücker auf sich genommen, „weil wir das Team von dem Herrn Mann mal näher kennenlernen wollten“, erzählt Lothar Pörsch. Klar, dass der Ökostrom-Pionier seinen Gästen aus Simmern auch selbst für ein Gespräch zur Verfügung steht.

Am Stand von Sema Dercin und Volker Schmidt führen andere Besucher der „Tage der offenen Tür“ ebenfalls durchgängig Gespräche. „Wie werden die Stromtarife künftig aussehen? Ob wir neue Kunden aufnehmen“: Das seien die Themen, zu denen die Besucher sich austauschen möchten, schildert Sema Dercin vom Strom-Vertrieb bei „MANN Naturenergie“. Ihr Kollege Volker Schmidt beschreibt, dass viele die Furcht, die Energieversorgung könnte unbezahlbar werden, umtreibe: „Wird es wirklich so teuer, wie man überall höre?“ Schmidt kann die meisten Fragesteller beschwichtigen: Frühzeitiger Einkauf des Stroms schütze bei MANN weitestgehend davor, dass Stromtarife Höchstwerte erreichten „und es bei uns im Vergleich zu jenen, die teilweise jetzt schon über 60 oder 70 Cent verlangen, moderater bleibt.“ Das Gespräch mit den Experten beruhige die Menschen, nicken Sema Dercin und Volker Schmidt.

Angela Haas ist zu den „Tagen der offenen Tür“ gekommen, weil sie in der jüngsten „Wäller Energiezeitung“ „der Artikel über den Baggerfahrer total angesprochen“ habe, wie sie sagt. „Mensch, ich dachte, das scheint ein Unternehmen zu sein, bei dem es auch noch um andere unternehmerische Werte als nur Profit geht. Es hörte sich so wertschätzend an, was ich da über die Geschichte des Baggerfahrers gelesen habe. Das finde ich total interessant, darum wollte ich das Unternehmen selbst kennenlernen.“

Christian und Kerstin Schlepper aus Alpenrod möchten sich den Arbeitsplatz ihres Bekannten ansehen.

Angela Haas guckt mit ihrem Sohn Fynn in den Großspeicher. Sie beeindrucke die Wertschätzung der Mitarbeiter bei WWP, wie sie schildert.

„Ich kannte die Firma noch nicht. Die Idee, herzufahren, kam von meinen Eltern, und ich dachte, das ist mit Sicherheit interessant“, so Sohn Fynn Haas, der just mit der Mutter einen Blick in den Großspeicher bei den Westerwälder Holzpellets geworfen hat. Ihm imponiere „die ziemlich gut durchdachte Kreislaufwirtschaft“, mit der bei den WWP möglichst viel aus dem Holz herausgeholt und auch Nebenprodukte sowie Restwärme der Anlagen genutzt werde. „Das ist schon sehr beeindruckend.“

Günther und Ulrike Winkel möchten sich ansehen, wo der Brennstoff für ihre neue Pelletheizung herkommt.

„Weil wir jemanden privat kennen, der hier arbeitet. Da wollten wir uns das Ganze einmal angucken“, erläutern Christian und Kerstin Schlepper den Grund ihres Besuchs der „Tage der offenen Tür“. Sie haben wissen wollen, wie es am Arbeitsplatz des Bekannten aussehe. „Wir sind noch nie vorher hier gewesen, und trotz des Wetters gefällt uns der Einblick sehr gut. Außerdem beziehen wir selbst ‚MANN Strom‘. Und wir sind sehr zufrieden damit, auch, weil das Unternehmen sehr regional ist“, unterstreichen die in Alpenrod Wohnenden.

Lothar und Brigitte Pörsch sind Stromkunden und mit ihrem Bekannten Reinhard Schug (von links) aus dem Hunsrück zu den “Tagen der offenen Tür” gekommen, um das Unternehmen von Markus Mann kennenzulernen.

Einen geringfügig weiteren Weg zu den „Tagen der offenen Tür“ bei WWP und „MANN Naturenergie“ als Schleppers hatten Ulrike und Günter Winkel aus Burbach. Sie haben soeben eine Pelletheizung einbauen lassen, die eine alte, nicht sehr ökologische Ölheizung ablöst und nun vor der ersten Heizperiode steht. „Da wollten wir uns einmal ansehen, wo die Pellets herkommen, die wir getankt haben.“ Es sei wichtig, einen Pelletlieferanten zu wählen, bei dem die Anfahrtwege bei der Lieferung nicht zu lang sind, stellt Günter Winkel heraus. Auch Ehefrau Ulrike hebt hervor, dass es zwar schöneres Wetter für so einen Ausflug geben könnte – „doch es ist wichtig, dass wir uns mit der Frage, wie unsere Energieversorgung organisiert ist und wo der Brennstoff herkommt, beschäftigen!“

Am Anfang der Führung und der Firmenhistorie

Die Fragen der Energiewende treiben offenbar viele Menschen um – die darum trotz des Wetters zahlreich an den Führungen teilnehmen und dabei ihre Fragen stellen.

Das Wetter ist, da gibt es nichts zu beschönigen, ausgesprochen bescheiden. Umso auffälliger ist, wie viele Menschen dennoch der Einladung gefolgt und zu den „Tagen der offenen Tür“ bei den „Westerwälder Holzpellets“ (WWP) und „MANN Naturenergie“ gekommen sind – und, trotz Starkregens, vor allem wissbegierig an den Führungen teilnehmen, die im Stundenrhythmus „den Weg des Holzes“ durch den Betrieb nachzeichnen, an dessen Ende die Verwertung von Sägenebenprodukten als Material für CO2-arme Holzpellets steht.

Geliehenes Geld, mit dem ein Westerwälder Speditionskaufmann, den das Studium nach Bremen geführt hatte, anno 1991 ein Windrad aufstellte – das erste von Rheinland-Pfalz übrigens – und damit seine frühen Gehversuche in Sachen erneuerbarer Energien unternehmen konnte: Die Gruppe, die WWP-Projektingenieur Daniel Rahn gerade zum Rundholzplatz führt – auf dem am Tag 13 bis 18 Lkw-Ladungen Fichtenholz ankommen, die dort in Längen und Qualitätsklassen sortiert werden –, ist beeindruckt von der Entstehungsgeschichte der von Markus Mann gegründeten Unternehmen. Heute versorgen sie Zehntausende Menschen mit CO2-armer Wärme und „grünem“ Strom. Oder ebenso Betriebe und Institutionen von der „Westerwald-Brauerei“ bis zur Stadt Bonn, die damit unter anderem ökologisch sinnvoll Straßenbahnen fahren lässt, während erstere das in der Region beliebte „Hachenburger“ mit MANN-Ökostrom kühlt.

Wie und woraus werden eigentlich Pellets gemacht? Daniel Rahn zeigt der Gruppe das Ausgangsmaterial. Fotos: Schmalenbach

Bei dieser Pionierleistung zur regenerativen Energieerzeugung blieb es indes nicht: 1994 folgte bei den WWP der Bau des Biomasse-Heizkraftwerks, das die Besuchergruppe um Daniel Rahn ebenso erklärt bekommt wie die Pelletpressen. Die für sie benötigten Späne werden, so Rahn, mit der Abwärme des Kraftwerkes getrocknet. Hat frisch eingeschlagenes Holz im Mittel einen Wassergehalt von 50 Prozent, wird jener der Späne vor dem Pressen mittels eines Bandtrockners auf zwölf bis zehn Prozent reduziert. Der Spänevorrat wird zuvor in einer Halle gelagert, die ebenfalls auf dem Rundgang liegt.

Die Teilnehmer der Tour folgen Daniel Rahn auf „dem Weg des Holzes“, der gleichermaßen in die SEO-Sägeanlage führt, in der Bretter für Industrieverpackungen gefertigt werden – die anfallenden Späne dienen wiederum als Material für die Westerwälder Holzpellets. „Für diesen Brennstoff wird also kein Baum eigens gefällt“, beantwortet der WWP-Ingenieur eine der häufig gestellten Besucher-Fragen.

Die Besucher interessieren sich ebenso für die Versorgungssicherheit und vor allem die Preisentwicklung: „Lohnt es sich noch, eine Pelletheizung einzubauen?“, möchte ein Mann mittleren Alters erfahren. „Warum sind Pellets so im Preis gestiegen?“ „Was macht Ihr Unternehmen mit dem Geld?“, wollen weitere „Tage-der-offenen-Tür“-Gäste wissen.

Wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich Späne. Und wo gesägt wird, ebenso. Dieses Nebenprodukt aus der SEO-Anlage wird nicht vernichtet, sonderen sinnvoll in der Pelletproduktion benutzt.

Gerade die Antwort zur letzten Frage beeindruckt die Gruppe: Daniel Rahn berichtet, dass der Pelletpreis aufgrund normaler Markt-Mechanismen – eine steigende Nachfrage sorgt für höhere Preise, da die Kapazitäten der Pelletproduzenten nicht so kurzfristig im selben Ausmaß vergrößert werden konnten – derzeit höher als zuvor sei, doch die WWP die Erlöse „nicht für eine Yacht des Chefs in der Südsee“ verwendeten. „Das Geld ist hier im Westerwald, im Betrieb“, betont Rahn. Denn stattdessen würden in naher Zukunft eine Trockenkammer für Holz, eine Umstapelanlage, ein Hobelwerk, eine Keilzinkanlage, eine weitere Sägelinie mit einer Blockbandsäge, die größere Durchmesser sowie Harthölzer schneiden kann, gebaut und in Betrieb genommen. Gesamtinvestitionen von über 18 Millionen Euro – finanziert aus den Erlösen des Pelletverkaufs – sorgten so dafür, dass die Veredelungstiefe der Holzprodukte aus Langenbach bei Kirburg erhöht werde und man auch auf die sich wegen des Klimawandels stark veränderte Liefersituation beim Rundholz noch besser einstellen könne. Zudem erhöhe eine weiter gesteigerte Effizienz der betrieblichen Abläufe die Nachhaltigkeit erheblich.

Während Daniel Rahn die Runde fortsetzt, etwas zum Qualitätsstandard der Westerwälder Holzpellets erklärt, die 9.000 Tonnen fassenden Silos zeigt oder die Gruppe einen Blick in den 1,5 Megawattstunden Strom fassenden Großspeicher werfen lässt, zieht es andere Besucher der „Tage der offenen Tür“ zu einer Weltneuheit, die bei der Veranstaltung ebenfalls besichtigt werden kann: Durchgängig wenden sich Besucher an Fahrer Ramon, um mit ihm im E-LKW der WWP eine Runde über das Firmengelände zu drehen und zu erleben, wie 700 vollelektrische PS den Lastwagen antreiben. Mit dem wird nunmehr auch die Auslieferung der Westerwälder Holzpellets CO2-arm gestaltet, weil weder auf dem Weg vom Werk zum Kunden noch beim Ausblasen der Pellets beim Kunden ein CO2-Ausstoß aus einem Dieselmotor entsteht.

In der “Halle 1” gibt es nicht nur die alte Werkstatt, sondern Wärme, Trockenheit und etwas zu essen.

Gut, dass es in der „Halle 1“ zahlreiche Tische und Bänke im Trockenen und Warmen gibt! Nach einer durchaus fordernden Stunde im Nassen sind die Teilnehmer der Touren mit Daniel Rahn und seinen Kollegen froh, sich bei Bratwurst wie veganen Speisen, bei Kaffee und Kuchen stärken zu können, derweil unterhalten von erstaunlich hochqualitativer Blasmusik. Die „Daadetaler Knappenkapelle“ hat auch ein 80er-Potpourri mit Welthits wie „Thriller“ oder „Eye of the Tiger“ drauf!

Nebenan läuft die von einer Dampfmaschine angetriebene Transmissionslinie in der historischen Werkstatt, und Dutzende WWP- und „MANN-Strom“-Mitarbeiter sind für Gespräche und Fragen zugegen.

Blick in den Turm der Windkraftanlage, die vier alte ersetzt, aber das Zehnfache leistet.

Die Exkursion zum in den Wolken verschwindenden Windrad ist einer der weiteren Programmpunkte.

Draußen vor der Halle steht unterdessen der „Hübbelbummler“ benannte Doppeldeckerbus bereit, der Interessierte mitnimmt zu einer Exkursion hinauf zum Groß-Windrad der Wäller Energiegenossenschaft. Die bei diesem windigen „Sauwetter“ unter Volllast laufende Anlage liefert im Jahr acht Millionen Kilowattstunden Strom und ist ein eindrucksvolles Beispiel für „Repowering“: Das Windrad ersetzt heute vier Altanlagen, liefert aber zehnmal so viel Energie wie die vier Vorgänger und zeigt, welche fortschrittliche Entwicklung „die Erneuerbaren“ gemacht haben, seit der Speditionskaufmann und Betriebswirt Markus Mann 1991 aus Bremen zurückkehrte in den Westerwald, das erste Windrad oberhalb Langenbachs aufbaute, das am Anfang der Unternehmensgeschichte – wie der Führungen bei den „Tagen der offenen Tür“ – stand.

Uwe Schmalenbach